Gesundheit erlangen - Herbst 2021

27 Gut beraten Schmerztherapie. Eine Patientin aus der Kopfschmerzgruppe des Uni-Klinikums Erlangen berichtet über Wege aus ihrer Migränefalle. Caroline Kaiser (Name geändert) ist 48 Jahre alt und hat Migräne, seit sie 19 ist. „Ich habe mal schlimmere und mal bessere Tage. Aber über die Jahre habe ich gelernt, zu erkennen, was die Attacken auslöst.“ Caroline Kaiser ist Führungskraft. „Büroarbeit, viel Stress, viele Entscheidungen, die getroffen werden müs- sen“, sagt sie. „Ich glaube, die Menschen sind zunehmend überfordert von den heutigen Le- bensbedingungen. Wir laugen uns aus.“ Von verschiedenen Neurologen bekam sie Trip- tane für die nächste Attacke. „Heute weiß ich, dass die Medikamente nicht richtig dosiert wa- ren.“ Immer wieder hatte sie Schmerzen, im Status migraenosus sogar bis zu zwei Wochen lang. Schließlich googelte sie, stieß auf die Kopfschmerzgruppe am Schmerzzentrum des Uni-Klinikums Erlangen und meldete sich an. „Ich bekam eine supergute und ganzheitliche Anamnese von Dr. Fraunberger. Die Kombinati- on aus Neurologie und Psychologie fand ich sehr gut.“ Caroline Kaiser weiß, dass ihre Mi- gräne durch hormonelle Schwankungen getrig- gert und durch Stress verstärkt wird. Im Rah- men der Gruppentherapie erkannte sie aber noch mehr: „Ich habe mal Abstand zu allem be- kommen und konnte mir Abläufe bewusst ma- chen. Ich fand es super, dass uns auch ver- schiedene alternative Ansätze ganz wertfrei vorgestellt wurden: Akupunktur, Akupressur, Waldbaden, Qigong. Ich hätte nie gedacht, dass mir so etwas Langsames wie Qigong Spaß ma- chen könnte – hat es aber! Das war sehr berei- chernd.“ Caroline Kaiser wollte verstehen, was eigentlich in ihremKörper passiert. ImSchmerz- „Wir laugen uns aus“ zentrum bekam sie hierfür viele Literaturtipps. „Das war mein Ansatz: Informieren, verstehen und dadurch verändern. Ich habe zum Beispiel ein ganzes Buch von Gert Kaluza zum Thema Stressbewältigung durchgearbeitet“, berichtet die Patientin. „Ich kann zwar meine stressige Umgebung nicht verändern, aber ich kann mei- ne eigenen Reiz-Reaktions-Muster anpassen, die sonst immer im Autopilot gelaufen sind.“ Vor allem Achtsamkeit und Meditation habe sie für sich als Mehrwert entdeckt. Die Kopfschmerzgruppen am Uni-Klinikum Er- langen finden zwei Wochen lang teilstationär statt – abends dürfen die Patientinnen und Pa- tienten nach Hause. Sie lernen, ihren Schmerz zu verstehen, Belastungen zu erkennen, Stress zu bewältigen, zu entspannen und richtig mit ihren Medikamenten umzugehen. Zusätzlich gibt es Übungen für daheim. Nach drei Monaten trifft sich die Gruppe für eine Auffrisch-Woche; auch nach einem Jahr kommen alle noch ein- mal zusammen. „Das Gemeinschaftsgefühl ist ein starker Wirkfaktor. Die Teilnehmenden blei- ben oft die ganze Zeit über in Kontakt“, sagt Oberärztin Dr. Britta Fraunberger. fm INFO Infos und Terminvereinbarung: Telefon: 09131 85-32558 E-Mail: schmerzzentrum@uk-erlangen.de Selbsthilfe bei chronischem Schmerz: www.schmerzzentrum.uk-erlangen.de/ patienten/schmerz-kompass/

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