Gesundheit erlangen - Herbst 2021

35 Interview Dr. Dr. Bettina Hohberger erforscht eine neue Heilmethode gegen Long COVID. Wie entstehen die Autoantikörper? Die Ursache ist ein „fehlgeleitetes“ Immunsystem: Es wird getriggert, zum Beispiel durch einen Infekt, und der Körper bildet daraufhin Antikörper – und im Worst Case eben auch Autoantikörper. Diese rich- ten sich allerdings, wie der Name schon verrät, ge- gen den eigenen Körper und nicht gegen das Virus. Was ist der Unterschied zwischen einem Heilver- such und einer klinischen Studie? Ein Heilversuch soll einzelnen Patientinnen bzw. Pa- tienten helfen, die entweder alle Behandlungsme- thoden ausgeschöpft haben oder für deren Erkran- kung es keine Therapie gibt. Ärztin und Patient ent- scheiden gemeinsam über den Heilversuch, ohne eine wissenschaftliche Auswertung anzustreben. Bei einer klinischen Studie dagegen untersuchen Forschende mehrere Menschen und wollen dabei eine bestimmte Erkenntnis erlangen. Wie genau wirkt das von Ihnen verabreichte Me- dikament? Der Wirkstoff bindet an die Autoantikörper und neu- tralisiert sie. Das Besondere dabei ist, dass er auch an der Produktionsstelle der Autoantikörper ansetzt und die Nachproduktion der Autoantikörper behin- dert oder vielleicht sogar stoppt. Muss der Wirkstoff regelmäßig zugeführt wer- den? Wir wissen noch nicht, wie lange der Effekt anhält. Der Patient, den wir im Mai 2021 mit dem Medika- ment behandelt haben, ist nach wie vor beschwer- defrei. Wenn das Immunsystem einmal getriggert wurde, könnte es allerdings sein, dass es wieder so reagiert und erneut Autoantikörper bildet. → Der 59-jährige Axel N. ist seit 2007 Glaukompatient der Erlanger Augen- klinik. Der Bankkaufmann aus dem Landkreis Coburg hatte nach einer Corona-Infektion Konzentrations- schwierigkeiten, er litt unter Ge- schmacksstörungen und starker Erschöpfung. Innerhalb weniger Tage nach dem Heilversuch im Mai 2021 waren seine Long-COVID-Symptome komplett verschwunden. Patient 1 Der erste Long-COVID- Heilversuch im Video