Gesundheit erlangen - Herbst 2021

36 Interview Fortsetzung von S. 35 Dürfen andere Betroffene jetzt hoffen? Wir sehen eine gute Möglichkeit, Patientinnen und Patienten mit Long COVID zu helfen und wollen des- halb den ersten Therapieerfolg in einer klinischen Studie weiter untersuchen. Wann könnte eine klinische Studie starten? Wenn die Finanzierung dafür steht. Von welcher Summe reden wir? Von etwa 800.000 Euro. Damit könnte der Aufbau der Studie finanziert werden und das Medikament, das erst wieder hergestellt werden muss. Für Interessierte haben Sie eine E-Mail-Adresse eingerichtet. Ihr Postfach ist sicher schon vollge- laufen? Das kann man so sagen. Innerhalb von wenigen Wochen nach Einrichtung der E-Mail-Adresse beka- men wir hunderte von Nachrichten, vereinzelt auch aus anderen europäischen Ländern und aus den USA. Wir tragen alle Interessierten in eine Liste ein, um sie dann kontaktieren zu können, sobald wir eine klinische Studie anbieten. Wie war es für Sie, als Ihr Name im Sommer die- ses Jahres praktisch um die Welt ging? Ich bezeichne es gern als einen wunderschönen Traum, den ich gerade erleben darf, der aber gleichzeitig auch eine Herausforderung darstellt. Die Woche nach der Pressemitteilung hat mich schon sehr gestresst, aber die große Resonanz der Medien zeigt uns, wie wichtig das Thema Long COVID für viele Menschen ist. Es ist für jede for- schende Ärztin wunderschön, wenn sie aus jahre- langer Forschung einen möglichen Benefit für ihre Patientinnen und Patienten zieht und diesen in die Realität umsetzen kann. Das ist ja das Ziel in der Wissenschaft: Forschungsergebnisse an die Pati- entin bzw. den Patienten bringen. Wie kamen Sie überhaupt an die Erlanger Augen- klinik? Sie haben ja zwei Doktortitel. Nach zwei Jahren Medizinstudium habe ich mich umgesehen, da mir irgendetwas „fehlte“ – ich konnte damals noch nicht sagen, was es war, aber jetzt weiß ich es: Es war der molekulare For- schungsbereich. Mein damaliger Weg führte mich in die Biochemie zu einem Forschungsprojekt mit G-Protein-gekoppelten Rezeptoren innerhalb der Netzhaut. Also eigentlich schon zu der Thematik, mit der wir es gerade jetzt auch beim Heilversuch zu tun haben. Schon damals hat mich das irgend- wie fasziniert. Über meinen Professor am Institut für Biochemie ist damals die Idee entstanden, Mo- lekulare Medizin zu studieren. Das habe ich dann parallel zum Humanmedizinstudium gemacht und abgeschlossen. In beiden Studienfächern habe ich getrennt voneinander promoviert. So kamen die zwei Doktortitel zustande und über die Forschung fand ich meinen Weg in die Augenheilkunde. Am Uni-Klinikum Erlangen arbeite ich nun seit bald zehn Jahren. In der Augenklinik habe ich auch mei- ne Doktorarbeit geschrieben. Werden Sie sich künftig mehr mit COVID-19- Forschung beschäftigen? Auf jeden Fall. Wenn man einen Ansatz hat, der viel- versprechend klingt, muss man einfach dranblei- ben – als Ärztin oder Arzt möchte man seinen Pati- entinnen und Patienten ja helfen, wo es geht. as Interessierte können sich bei Fragen per E-Mail an das Team des reCOVer-Projekts wenden: recover.au@uk-erlangen.de ReCOVer steht für „Retina COVID Erlangen“. Interesse?

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