Gesundheit erlangen - Herbst 2021

37 Autoimmunerkrankung. Am Uni-Klinikum Erlangen wurde erstmals weltweit eine 20- Jährige mit Systemischem Lupus erythematodes erfolgreich mit CAR-T-Zellen behandelt. Neue Therapie bei Lupus Mit Gelenkschmerzen und rotem Gesichtsaus- schlag fing es an: Die damals 16-jährige Thu- Thao V. hatte schon mehrere ärztliche Untersu- chungen hinter sich, als sie 2017 am Uni-Klini- kum Erlangen die Diagnose Systemischer Lu- pus erythematodes (SLE) erhielt. Bei der le- bensbedrohlichen Autoimmunerkrankung greift das Immunsystem den eigenen Körper an. In der schlimmsten Phase musste Thu-Thao V. täg- lich 20 Tabletten einnehmen. „Zu den Gelenk- schmerzen kamen Wassereinlagerungen durch meine Niereninsuffizienz, starkes Herzklopfen und Haarausfall“, sagt die Fachoberschülerin. Das Immunsystem unterscheidet eigentlich zwischen fremden und körpereigenen Zellen. „Beim SLE spielt es aber verrückt und bildet Antikörper gegen die eigene Erbsubstanz. Das führt zu schweren Entzündungsreaktionen in den Organen”, erklärt Prof. Dr. med. univ. Georg Schett, Direktor der Medizinischen Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie des Uni-Klini- kums Erlangen. Nachdem bei Thu-Thao V. alle Therapien erfolg- los geblieben waren, bekam sie schließlich im März 2021 am Deutschen Zentrum Immunthe- rapie am Uni-Klinikum Erlangen ein Präparat mit CAR-T-Zellen – als weltweit erste SLE-Pati- entin. CAR steht für den chimären Antigenrezep- tor. Prof. Dr. Andreas Mackensen, Direktor der Medizinischen Klinik 5 – Hämatologie und Inter- nistische Onkologie, erklärt: „Immunzellen der Patientin wurden mit dem CAR ausgestattet. Er erkennt spezielle Antigene auf der Oberfläche der Zielzellen und zerstört sie. Die CAR-T-Zell- Therapie wird bei Leukämien und Lymphdrü- Erforscht und entdeckt Die 20-jährige Thu-Thao V. ist nach der CAR-T-Zell- Therapie beschwer- defrei. senkrebs bereits erfolgreich eingesetzt.“ Im Fall von Thu-Thao V. wurde den CAR-T-Zellen beige- bracht, diejenigen Immunzellen unschädlich zu machen, die Antikörper gegen körpereigene Zel- len bilden. Unmittelbar nach der Infusion klan- gen die Beschwerden der Erlanger Patientin ab; sie konnte fast alle Medikamente inklusive Kor- tison absetzen. „Ich kann wieder richtig atmen und durchschlafen, außerdem habe ich keine Wassereinlagerungen mehr. Die Rötungen im Gesicht sind verschwunden. Auch meine Haare wachsen schon deutlich dichter und ich kann wieder Sport machen“, sagt die 20-Jährige. Ihre Herzfunktion hat sich ebenfalls normalisiert. Der bahnbrechende Therapieansatz des Erlan- ger Behandlungsteams wurde im August 2021 im New England Journal of Medicine veröffent- licht. Nun planen die Forschenden eine klini- sche Studie mit CAR-T-Zellen bei Patientinnen und Patienten mit Autoimmunerkrankungen. as

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