Gesundheit erlangen - Frühling 2022

14 | Titel Fortsetzung von S. 13 Natriumchlorid. Roland Schmieder hat vor allem Back- und Wurstwaren im Visier. „Was viele nicht wissen: Brot enthält ordentlich Salz, ganz zu schweigen von einer Breze. Die hat nicht nur im Teig viel Salz, sondern außerdem noch obendrauf!“ Auch die geliebte Brat- wurst, Salami und Fertigprodukte aller Art sind echte Salzsünden und sollten daher nur in Maßen verzehrt werden. Denn: Salz bindet Wasser im Körper, dadurch erhöht sich das Blutvolumen und der Blutdruck steigt. Süß und salzig? Backwaren enthalten oft nicht nur viel Zucker, sondern auch viel Salz: In 100 Gramm Toastbrot befinden sich im Schnitt 1,5 Gramm Natriumchlo- rid. Das ist etwa so viel, wie sich in der gleichen Menge Salamipizza oder Brie versteckt. Vier Schei- ben Toast oder eine Fertigpizza decken also schon unseren Tagesbedarf an Salz! Bereitschaft wichtig „Die Patientinnen und Patienten müssen allerdings auch dazu bereit sein, ihren Lebensstil anzupassen“, be- tont Prof. Schmieder. Oft hätten Betroffene selbst nicht genug Motivation zur Veränderung. „Beim Einkauf las- sen sich Gewohnheiten beispielsweise einfacher um- stellen als beim Sport. Nicht alle können mehr Bewe- gung mit ihrem Beruf und ihren familiären Verpflich- tungen vereinbaren“, verdeutlicht es Roland Schmieder. Deshalb seien Zielvereinbarungen essenziell: „Inner- halb von drei bis sechs Monaten sollte sich etwas ver- bessert haben, sonst müssen Betroffene auf jeden Fall Medikamente einnehmen.“ Dabei sei wichtig, zu erken- nen, wie viel die Patientinnen und Patienten tatsächlich schaffen können, um die Zielvereinbarungen einzuhal- ten. Bei den meisten Menschen mit Hypertonie lassen sich laut dem Erlanger Experten Medikamente nicht umgehen und sie müssen verschiedene Wirkstoffe ein- nehmen – oft mehrere in einer Tablette. Dritte Säule Nervenablation In Fällen, in denen ein gesunder Lebensstil und Medi- kamente nicht (genug) helfen, kommt eine noch recht junge Behandlungsoption infrage: die Nierennervenab- lation. Dabei werden überaktive Nervenfasern, die Stör- signale ans Gehirn senden und so den Blutdruck stei- gen lassen, über einen Katheter mithilfe von Ultraschall oder Hochfrequenzenergie (Strom) verödet. Prof. Schmieder hat das Verfahren in Zusammenarbeit mit PD Dr. Axel Schmid, Oberarzt des Radiologischen Insti- tuts des Uni-Klinikums Erlangen, schon bei über 200 Hypertonikerinnen und Hypertonikern angewendet. Bei drei Viertel der Betroffenen sank der Blutdruck nach der Behandlung um 10 mmHg; so auch bei Markus Stöckel. Der 47-Jährige erinnert sich an seine Diagnose vor zehn Jahren: „Ich hatte damals migräneartige Kopf- schmerzen und bin deshalb zum Arzt. Der fand dann heraus, dass mein Blutdruck viel zu hoch war.“ Die Wer- te lagen zu der Zeit bei satten 270/160 mmHg. „Ein Blutdruck für drei“, lacht Markus Stöckel heute. Zur Re- gulierung nahm er jahrelang etwa zehn Tabletten täg- lich ein – doch die halfen nur bedingt; 2019 kam der Familienvater schließlich ans Uni-Klinikum Erlangen, wo die hiesigen Expertinnen und Experten seinen Blut- druck auf 160/110 mmHg einstellen konnten. Seitdem schluckt Markus Stöckel nur noch drei Tabletten täg- lich. 2021 wurde bei demWeißenoher im Rahmen einer Studie die Nierennervenablation durchgeführt. „Diese Methode zur Blutdrucksenkung ist sicher und effektiv. Das haben wir mehrfach wissenschaftlich nachgewie- sen“, so Prof. Schmieder. Der Blutdruck seines Patien- ten hat sich nach dem minimalinvasiven Eingriff bei etwa 150/100 mmHg eingependelt – also dauerhaft 10 mmHg weniger.„Er könnte imLaufe der Zeit sogar noch weiter sinken“, freut sich Markus Stöckel. Die tägliche Morgen- routine von Markus Stöckel lautet: Kaffee, Medikamente, Blutdruckmessen.

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