Gesundheit erlangen - Frühling 2022

| 15 Titel TITEL Was der Urin über die Nierengesundheit aussagt, wie eine unzureichende Organfunktion kompensiert werden kann und warum sich Betroffene auf eine Nierentransplantation vorbereiten sollten. VON ALESSA SAILER Etwa eineinhalb bis zwei Liter Harn scheiden wir täglich aus – unseren Nieren sei Dank! Denn sie befreien unseren Körper wie ein Filtersystem von Schad- und Abfallstoffen und entsorgen sie über den Urin. Die Farbe und die Menge der Flüssigkeit können zur Diagnose von Nierener- krankungen, Diabetes und bakteriellen Infektio- nen von Niere oder Blase herangezogen werden. „Bei Gesunden ist der Urin je nach Trinkmenge gelb bis hellgelb“, erklärt Prof. Dr.Mario Schiffer, Direktor der Medizinischen Klinik 4 – Nephro- logie und Hypertensiologie des Uni-Klinikums Erlangen. Nach intensiver sportlicher Aktivität oder direkt nach dem Aufstehen kann der Harn aufgrund reduzierter Flüssigkeitszufuhr oder in- folge starken Schwitzens auch einmal dunkler sein. „Das ist ganz normal und kommt regelmä- ßig vor“, gibt der Nephrologe Entwarnung. Vorsicht ist allerdings bei verfärbtem Urin gebo- ten: „Bemerken Sie auf einmal einen roten oder bräunlichen Ton, kann das auf ausgeschiedenes Blut hindeuten und sollte unbedingt ärztlich untersucht werden – außer Sie haben eine or- dentliche Portion Rote Bete gegessen oder Cranberrysaft getrunken.“ Schäumt die Harn- flüssigkeit, rät Prof. Schiffer ebenfalls dringend Das geht an die Nieren zum Besuch der Hausärztin oder des Hausarzts, denn: „Das ist ein Anzeichen für ausgeschiede- nes Eiweiß. Das landet bei Gesunden nicht im Urin, aber bei Diabetikerinnen, Diabetikern oder bei Menschen mit einer Nierenschädigung. Auch wenn die Urinmenge drastisch zurückgeht und/oder Schmerzen beim Wasserlassen auftre- ten, ist das ein Grund, sofort eine ärztliche Pra- xis aufzusuchen“, erläutert Mario Schiffer. „Ur- sache könnte auch hier eine Nierenschädigung sein, etwa aufgrund einer Entzündung oder ei- ner Erkrankung. Gerade bei der Kombination von Diabetes und einer Eiweißausscheidung muss dringend etwas getan werden, denn das Risiko einer kardiovaskulären Krankheit ist in dem Fall sehr hoch.“ → Warum gelb? Die gelbliche Färbung des Urins kommt von den Gallenfarbstoffen. Diese entste- hen beim Abbau des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin, wenn die Nieren das Blut verstoffwechseln.

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