Gesundheit erlangen - Frühling 2022

„Gesundheit erlangen“ hat den Facharzt und Exper- ten für Drogensubstitution Dr. Stephan Lins u. a. ge- fragt, was für eine Legalisierung des Konsums von Cannabis spricht. VON BARBARA MESTEL Kiffen soll in Zukunft in Deutschland erlaubt sein: Was halten Sie davon? Dr. Lins: Um es ganz klar zu sagen: Ich würde nie- mandem dazu raten, Cannabis zu konsumieren. In meinen Augen handelt es sich dabei um eine po- tenziell schädliche Droge, deswegen bin ich gegen eine Verharmlosung. Allerdings belegen die Zah- len und meine berufliche Erfahrung, dass ein Ver - bot des Cannabis-Konsums mehr schadet als nützt. Die Tatsache, dass Menschen in der Vergangenheit wegen des Besitzes von ein paar Gramm Cannabis verurteilt wurden, hat Tausende Leben zerstört. Das ist unverhältnismäßig. Daher ist mir vor allem die Entkriminalisierung der Konsumierenden wichtig. Insbesondere Jugendliche sollen damit doch wieder auf den richtigen Weg gebracht werden. Dr. Lins: So wurde die Kriminalisierung lange Zeit – an sich nachvollziehbar – begründet; diese Stra- tegie scheint aber gescheitert zu sein. Cannabis ist eben nicht die verteufelte Einstiegsdroge, die zwangsläufig zum Konsum härterer Drogen – bei - spielsweise Heroin – führt. Vielmehr können die Folgen der Strafverfolgung auf die schiefe Bahn führen: Verurteilte verlieren oft ihren Job, bekom- men einen Stempel aufgedrückt, erhalten keine zweite Chance und enden schließlich aufgrund die- ser aussichtslosen Situation bei den harten Drogen. Wie gefährlich ist der Konsum von Cannabis? 20 | Sprechstunde Beim Kiffen werden die getrockneten Blüten und blütennahen kleinen Blätter der weiblichen Hanfpflanze geraucht oder verdampft. Hanföl, das aus den Samen ge- wonnen wird, ist ein sehr wertvolles Speiseöl. Aus den Fasern der Stängel lassen sich z. B. Seile und Textilien herstellen.

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