Gesundheit erlangen - Sommer 2022

| 19 Traumaimmunologie an der FAU ErlangenNürnberg und Oberärztin der Unfallchirurgie des Uni-Klinikums Erlangen. „Mehrfachverletzungen bringen den gesamten Organismus in Alarmbereitschaft. Das Immunsystem setzt alles auf eine Karte, um das Überleben zu sichern, und es entsteht eine Ganzkörperentzündung“, erklärt Miriam Kalbitz. „Diese Entzündung verstärken wir durch chirurgische Eingriffe möglicherweise noch. Deshalb müssen wir schonend vorgehen und alle OPs so planen, dass sie für den Patienten das beste Ergebnis bringen.“ Denn die Folgen von zu viel „Alarm“ können schwerwiegend sein: Blutvergiftung, Wundinfektion, Organversagen, Tod. → Bei einem Po lytrauma setzt das Immunsystem al les auf eine Karte. Prof. Dr. Miriam Kalbitz Unfallchirurgische Teams gehen nach dem Damage-Control-Prinzip vor und priorisieren das Dringendste. Treat first what kills first – Behandle zuerst das, was als Erstes lebensbedrohlich wird. „Der Bruch im Rücken war zwar instabil, aber der Spinalkanal war nicht verengt und es drohte keine Querschnittslähmung“, erklärt Dr. Krause. „Deshalb konnten wir mit der Wirbelsäule warten und haben in der ersten OP nur die Beine versorgt. Der Oberschenkel war stark verschoben, die Knochenenden ragten in die Weichteile und es entstand ein erheblicher Blutverlust. Auch der Fuß war hochgradig geöffnet.“ Alles auf eine Karte Früher haben Ärztinnen und Ärzte Verletzten viel mehr zugemutet, sie unmittelbar nach einem Unfall in acht- oder zehnstündigen Not-OPs großen Belastungen ausgesetzt. „Heute wissen wir, dass es für die Patientinnen und Patienten besser ist, erst mal nur das zu operieren, was unbedingt sein muss“, sagt Prof. Dr. Miriam Kalbitz, seit 2020 Inhaberin der neuen Professur für Nach Auto- und Motorradunfällen, Bergunglücken oder schweren Stürzen kämpfen die Unfallchirurginnen und -chirurgen um Klinikdirektor Prof. Dr. Mario Perl Tag und Nacht um das Leben der Verletzten. Feature

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