Gesundheit erlangen - Sommer 2022

| 25 UKRAINE Die sechsjährige Diana hat einen Hirntumor. Weil das Mädchen mit seiner Mutter und seiner Schwester aus der Ukraine fliehen musste, wird es nun von Ärztinnen und Ärzten in der Erlanger Kinderklinik behandelt. VON ALESSA SAILER Diana sitzt auf einem Gummipferd und hopst lachend den Gang entlang. Als ein Bein des Tieres umknickt und die Sechsjährige damit zu Fall bringt, rückt diese nur schnell ihre Brille zurecht, steht wieder auf und hüpft fröhlich weiter. Nach einem Rückschlag wieder aufzustehen – das ist quasi das Motto der Familie Shutko, die im März 2022 aus der Ukraine nach Deutschland geflohen ist. Noch in ihrem Heimatland bekam Diana 2021 die Diagnose Optikusgliom. Der Hirntumor drückt auf den Sehnerv und führt ohne Behandlung zur Erblindung. Bei der jungen Ukrainerin ist das rechte Auge betroffen, die Sehkraft ist bereits erheblich eingeschränkt. In Sumy, einer Stadt ca. 300 Kilometer östlich von Kiew mit rund 350.000 Einwohnerinnen und Einwohnern, war Diana bereits wegen ihres Tumors in Behandlung, bekam dort regelmäßig Chemotherapie im Krankenhaus. Als sich die kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine verschärften, kam es für die Shutkos zum nächsten Tiefpunkt: „Anfang März wurde die Klinik, in der Diana ihre Chemo erhielt, zu einem Militärkrankenhaus umfunktioniert. Ich wusste nicht, wo wir nun die Behandlung meiner Tochter fortführen sollten“, schildert Dianas Mutter Iryna ihre damalige Lage. Sie entschloss sich dazu, mit ihren beiden Töchtern aus der Ukraine zu fliehen, auch wenn dies bedeutete, ihre Eltern und das gemeinsam bewohnte Haus in Sumy zurückzulassen. Dank KIONET in Erlangen Bis die drei Ukrainerinnen mit dem Bus in Würzburg ankamen, dauerte es sieben lange Tage. „Während der Flucht hatte ich wahnsinnige Angst, dass wir krank werden würden, denn es war die ganze Zeit bitterkalt“, erinnert sich Iryna Shutko an die Ereignisse. Dank des Kinderonkologischen Netzwerks Bayern (KIONET), das die Verteilung von bis dato 24 krebskranken Kindern und Jugendlichen mit ihren Angehörigen an die bayerischen Uniklinika in Augsburg, Erlangen, München, Regensburg und Würzburg übernahm, erreichte Familie Shutko am 13. März die Hugenottenstadt. „Aufgrund der sehr guten Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Uniklinika konnten alle Kinder nahtlos in die onkologische Versorgung eingebunden werden“, berichtet KIONET-Sprecher Prof. Dr. Markus Metzler, der die Kinderonkologie der Erlanger Kinderklinik leitet. Insgesamt neun schwer kranke ukrainische Kinder und Jugendliche wurden Ende April am Uni-Klinikum Erlangen behandelt. → Hilfe fernab der Heimat Medizin Was ist KIONET? Im Kinderonkologischen Netzwerk Bayern haben sich die sechs Uniklinika des Freistaats zusammengeschlossen: Dank des Verbunds steht erkrankten Kindern und Jugendlichen die gebündelte Expertise aller kinderonkologischen Zentren zur Verfügung. So können die jungen Patientinnen und Patienten überall in Bayern mit innovativen Therapien behandelt werden.

RkJQdWJsaXNoZXIy ODIyMTAw