Gesundheit erlangen - Herbst 2022

Reportage 20 | „Sie sind ja aus der Werbebranche, Herr Werner*“, richtet sich Prof. Achenbach an den Mann vor ihm auf dem Behandlungstisch. „Wir haben heute auch ein Kommunikationsteam da, das eine Reportage macht. Ist das okay für Sie?“ Der weißhaarige Mann Anfang 70 antwortet: „Ja, ist in Ordnung.“ Stephan Achenbach bereitet eine Stentimplantation vor, so wie er das pro Jahr etwa 400- bis 500mal tut. Insgesamt führt sein Team ca. 1.500 solcher Eingriffe jährlich durch. Der Herzspezialist hält den Stent in die Höhe – das winzig kleine metallene Gittergerüst, das verengte Blutgefäße stützen und offenhalten kann. Es ist aufgefädelt auf einen feinen Ballon, den der Herzmediziner gleich unmittelbar in der Engstelle aufblasen wird, um den Stent zu entfalten. „Entfaltet können Sie sich die Gefäßstütze vorstellen wie die Feder eines Kugelschreibers“, veranschaulicht es der Kardiologe. Wenig später hält er eine Spritze mit der Aufschrift „Nitro“ in der Hand. „Nitroglycerin – das ist exakt dasselbe wie in Dynamit!“ Sprengstoff im Herzen also – nur dass die chemische Verbindung hier nicht zu Explosionen führt. Stattdessen wandelt sie der Körper in Stickstoffmonoxid um, das die Gefäße weitet und den Blutdruck senkt. „Gehts, Herr Werner?“ Der Patient bejaht. Drei Studierende betreten den Raum, um vom Klinikdirektor zu lernen. „Gehen Sie über die Arteria femoralis oder Fall 3: „Wie die Feder eines Kugelschreibers“ Flexibel reagieren Die drei Eingriffsräume des Erlanger Herzkatheterlabors werden parallel betrieben. Wird ein Notfall angekündigt, z. B. ein akuter Herzinfarkt, blockiert das Team sofort die als Nächstes frei werdende Angiografieanlage und bereitet alles für die Akutversorgung vor. radialis?“, fragt eine Studentin. „Radialis“, entgegnet Stephan Achenbach. Er favorisiere das Handgelenk als Zugang, wenn es irgendwie möglich ist. In der verengten Kranzarterie angekommen, dehnt Prof. Achenbach Ballon und Stent auf. Immer deutlicher wird die Gitterstruktur des Metalls im Röntgenbild erkennbar. Werbefachmann Werner hat jetzt insgesamt drei Gefäßstützen in der Brust, die offenhalten, was von allein nicht mehr offenbleibt. So dringen sauerstoffreiches Blut und Nährstoffe auch weiterhin gut zu seinem Herzmuskel durch. Stephan Achenbach lässt die nächste Patientin ins Katheterlabor einbestellen, die er zusammen mit Oberärztin Dr. Monique Tröbs behandeln wird. „Das kann jetzt ein bisschen komplizierter werden“, sagt er ruhig. Aber er hat sein Team, und sein Team hat ihn. „Alle vertrauen sich blind.“ Dass Monique Tröbs als Oberärztin in seinem Herzkatheterlabor arbeitet, darauf ist Prof. Achenbach stolz: „Es gibt leider immer noch zu wenige Frauen in der Interventionellen Kardiologie. Nacht- und Rufdienste sind schwierig, wenn man Kinder hat.“ Monique Tröbs erläutert die Vorteile der Erlanger Kardiologie: „Hier kann ich Teilzeit arbeiten und pünktlich gehen, um meine Tochter aus Fortsetzung von S. 19 Vom Bi ld zur Intervention Dank modernster Diagnost ik wie der Herz-CT (Bi ldgebung) wissen Ärzt innen und Ärzte oft schon vorher ganz genau, was sie erwartet. So können sie Kathetereingriffe opt imal planen und umsetzen (Intervent ion).

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