Gesundheit erlangen - Herbst 2022

| 23 Ohne Leber können wir nicht leben. Welche Aufgaben übernimmt das Organ eigentlich? Die Leber ist das größte Stoffwechselorgan des Körpers, es reinigt beispielsweise unser Blut. Das funktioniert so: Nach dem Essen gelangen die Nährstoffe in den Dünndarm, wo sie aufgenommen und in den Blutkreislauf geleitet werden. Durch die Pfortader kommt das Blut dann in die Leber, die es beispielsweise von Giften oder Medikamentenrückständen befreit. Die Leber produziert aber auch wichtige Eiweißstoffe und den Gallensaft, den sie über kleine Gänge in die Gallenblase und den Dünndarm transportiert. Viele Betroffene merken sehr spät oder gar nicht, dass sie eine Lebererkrankung haben. Warum? Das liegt an den unspezifischen Symptomen, die mit Lebererkrankungen einhergehen: etwa Müdigkeit, Abgeschlagenheit und/oder Konzentrationsschwierigkeiten. Unspezifisch bedeutet, dass wir den Beschwerden keine eindeutige Ursache zuordnen können. Erst, wenn die Leber anschwillt – was äußerst selten vorkommt –, spüren Patientinnen und Patienten einen Schmerz im rechten Oberbauch. Das ist darauf zurückzuführen, dass die Leber nur an ihrer äußeren Hülle, der Leberkapsel, Nervenenden besitzt. Wie merke ich denn dann, dass meine Leber nicht mehr richtig arbeitet? Bei den meisten Patientinnen und Patienten findet man das nur durch Zufall heraus. Sie gehen in die hausärztliche Praxis und lassen sich dort beispielsweise Blut abnehmen. Dabei fallen dann erhöhte Leberwerte auf, aus denen wir schließen können, inwiefern die Organfunktion eingeschränkt ist. Wie viele Deutsche sind von Lebererkrankungen betroffen? Man geht aktuell von knapp fünf Millionen Menschen aus. Die meisten von ihnen haben eine Fettleber, die mittlerweile zu einer wahren Volkskrankheit geworden ist. Dabei lagert das Organ Fett ein, das dort nicht hingehört, teilweise vergrößert die Leber dabei ihr Volumen. Das können wir zum Beispiel bei einer Tastuntersuchung oder im Ultraschall einfach feststellen. Wie entsteht die Fettlebererkrankung? Entgegen der Annahme, dass allein zu viel Fett aus unserer Nahrung zu einer Fettleber führt, sind es schlicht die Kalorien, die wir aufnehmen, aber nicht verbrennen – allen voran die Kohlenhydrate. Auch regelmäßiger Alkoholkonsum und zu wenig Bewegung begünstigen eine Fettleber. Deshalb erkranken auch so viele Menschen aus Industrienationen daran. Vor allem in den USA und China steigt die Zahl der Betroffenen stetig weiter an. Aber eben leider auch in Deutschland. Die Fettleber kann zu einer Leberentzündung führen, einer sogenannten Hepatitis; außerdem finden Umbauprozesse imOrgan statt, sodass sich Bindegewebszellen in der Leber festsetzen. Es kommt bei fortbestehender, chronischer Entzündung zur → SPRECHSTUNDE „Gesundheit erlangen“ hat mit dem Gastroenterologen und Leberspezialisten Prof. Dr. Jürgen Siebler über die Volkskrankheit Fettleber, über Hepatitis und Risikofaktoren für Lebererkrankungen gesprochen. VON ALESSA SAILER Prof. Dr. Jürgen Siebler ist leitender Oberarzt in der Medizinischen Klinik 1 – Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie des Uniklinikums Erlangen. Seit 2011 hat er die Professur für Hepatologie an der FAU ErlangenNürnberg inne. Medizin

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