Gesundheit erlangen - Herbst 2022

32 | Menschen Dass Felix so massiv Wasser und Lymphflüssigkeit einlagerte, war höchstwahrscheinlich auch seiner schweren Grunderkrankung geschuldet: Der Junge hat Trisomie 21, das Downsyndrom. „In der 20. Schwangerschaftswoche hatte die Nackentransparenzmessung Auffälligkeiten gezeigt, die aber später nicht mehr zu sehen waren“, erklärt die Mutter. „Zusätzlich mein Blut genetisch untersuchen zu lassen, um darin nach Chromosomenabweichungen beim Kind zu suchen, kam für uns nicht infrage, weil das Ergebnis sowieso keine Konsequenzen gehabt hätte. Wir wollten Felix so oder so.“ Nach seinem verfrühten Start ins Leben bekam Felix wenige Wochen später eine schwere Infektion. Außerdem konnte – wegen einer Fehlbildung des Enddarms – der Nahrungsbrei den Verdauungstrakt nicht normal passieren, und demSäuglingmusste in der Erlanger Kinderchirurgie ein künstlicher Darmausgang gelegt werden. „Als es ihm dann noch einmal dramatisch schlechter ging, habe ich den Eltern zu einer Nottaufe geraten“, rekapituliert Prof. Reutter. „Wir wollten der Familie nie irgendetwas versprechen, was wir nicht garantieren konnten. Aber wir haben Felix nie aufgegeben“, versichert der Frühgeborenenmediziner, der selbst vier Kinder hat. Es war ergrei fend und vo l ler Liebe, machte mir aber auch Angst. Nadine Steinlein, Mutter Fortsetzung von S. 31 und trägt zur gesunden Entwicklung des Babys bei. „Es war ergreifend und voller Liebe, machte mir aber auch Angst“, gesteht Nadine Steinlein. „Angst, die Verbindung, die schon da war, zu stärken, und dabei zu wissen, dass alles auch nicht gut ausgehen könnte.“ Große Augen: Nach den ersten Lebensmonaten auf Station geht es für Felix heute nach Hause zu seinen beiden älteren Geschwistern. Alle für einen Kleinen Felix ist Nadine und Daniel Steinleins drittes Kind. Einen fünfjährigen Sohn und eine anderthalbjährige Tochter haben sie schon. Fünf Monate nach Felix’ turbulenter Geburt stehen seine Eltern jetzt an seinem Bettchen auf der neonatologischen Station in der Erlanger Kinderklinik. Ihre Hände streicheln Felix’ Kopf und Bauch. Heute dürfen sie ihren Sohn endlich nach Hause holen. Wochenlanges Pendeln zwischen Roth und Erlangen liegt hinter dem Paar. „Den Großen und die Mittlere früh in den Kindergarten und in die Krippe bringen, eine Stunde zu Felix in die Klinik fahren und abends wieder heim – so sah mein Alltag aus“, schildert Nadine Steinlein. Ihr Mann besuchte das kranke Kind, so oft er konnte. „Er musste ja trotzdem arbeiten“, erklärt seine Frau. Sie gesteht: „Ich bin ganz schön aufgeregt. Ich möchte mich schon jetzt entschuldigen, falls ich heute irgendwelche wirren Sachen erzähle.“ →

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