Gesundheit erlangen - Winter 2022/2023

| 15 Titel über Achtsamkeitsübungen und Anleitungen zur Stressreduktion bis hin zu Medikamenten. Auch Klaus R.* hat unterschiedliche Behandlungsansätze ausprobiert, um seine generalisierte Angststörung zu überwinden. Der 78-Jährige kämpfte jahrzehntelang gegen die Angst, zu versagen, alles nicht so stemmen zu können wie die Kolleginnen und Kollegen und seinen Alltag nicht bewältigen zu können. Wa- rum die Angst den Lehrer damals „befiel“, wie er sagt, weiß Klaus R. nicht. „Bei mir äußerte sich das vor allem darin, dass ich sehr schlecht schlafen konnte. Ich wachte regelmäßig nachts auf und war morgens erschöpft, weil meine Gedanken ständig um den kommenden Tag kreisten“, erinnert sich Klaus R. „Die Angst hat mich auf Dauer mürbe gemacht.“ Auch wenn der Lehrer sich damals selten krankmelden musste, litt er doch sehr unter dem psychischen Druck. „Meine Arbeit habe ich immer erledigt, aber sie hat mich extrem viel Energie gekostet. Nur wenigen Menschen habe ich mich anvertraut. Das Verständnis meiner Frau hat mir jedoch sehr geholfen.“ Mehrmals habe er sich in psychiatrische Behandlung begeben, doch die Medikamente, die verhaltenstherapeutischen Sitzungen und die stationären Aufenthalte halfen nicht oder nicht auf Dauer – das bekannte Problem tauchte immer wieder auf. Im Gedankenkarussell gefangen „In den Ferien ging es mir gut, aber sobald die Schule losging, waren auch die Ängste zurück.“ Klaus R. zog in Erwägung, seinen Beruf zu wechseln, doch der Austausch mit den Schülerinnen und Schülern bereitete ihm Freude, er engagierte sich sogar als Vertrauenslehrer. „Im Nachhinein gesehen war das alles nicht rational. Die Angst, etwas nicht zu schaffen, war unbegründet. Meine Frau sagte mir immer: ‚Aber du hast doch immer alles geschafft.‘ Und dennoch kam ich nie wirklich aus dem Gedankenkarussell heraus – egal, welche Therapie ich bekam.“ Klaus Sprechstunde für Angst- und Zwangsstörungen Telefon: 09131 85-34597 | E-Mail: pia@uk-erlangen.de R. ließ sich schließlich frühzeitig pensionieren. Seitdem engagiert er sich in der Seniorenarbeit, organisiert etwa Ausflüge für die Gruppe. „Da habe ich gemerkt, es gibt auch noch Dinge, die Spaß machen.“ Doch selbst nach dem Austritt aus dem Schuldienst waren seine Ängste nicht vollkommen verschwunden. Regelmäßig begab er sich in Behandlung; 2021 kam er bei Dr. Oberstein in ambulante Therapie, der schließlich ein Medikament für seinen Patienten fand, das die Ängste des 78-Jährigen in Schach hält. „Als er hier saß und freudig sagte ‚Sie haben einen glücklichen Patienten vor sich‘, war das natürlich ein schöner Erfolg“, berichtet Timo Oberstein. „Egal, welche Erkrankung jemand hat und warum, ob Mann oder Frau, jung oder alt –wichtig ist, gemeinsam eine individuell passende Therapie und damit einen Weg aus der Angst zu finden.“ * Name von der Redaktion geändert Bei Männern treten am häufigsten soziale Phobien und Panikstörungen auf.

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