Gesundheit erlangen - Winter 2022/2023

16 | Titel Viele Menschen haben sie mindestens einmal im Leben, doch die Wenigsten sprechen offen darüber: Sexuell übertragbare Krankheiten (Sexually Transmitted Infections = STI) betreffen alle Geschlechter, Jung und Alt – unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung. Seit Jahren sind wieder steigende Fallzahlen bei Chlamydien, Gonorrhö („Tripper“), Syphilis, Feigwarzen, Genitalherpes und Co. zu verzeichnen. Wie kann das sein in unserer heutigen aufgeklärten Welt? „Die schlechte Behandelbarkeit von HIV und die HIV-Kampagnen in den 1980er- und 1990er-Jahren – zum Beispiel der TV-Spot „Tinaaa, wat kost’n die Kondome?“ mit Hella von Sinnen – führten damals zu erheblichem Respekt vor STIs. Dieser hat jedoch wieder deutlich nachgelassen“, sagt Dr. Andreas Maronna, Oberarzt der Hautklinik des Uniklinikums Erlangen. „Umso gravierender ist die Uninformiertheit über die existierenden STIs, insbesondere bei der jüngeren Generation. Auch die Einstellung ‚Mich wird es schon nicht treffen‘ ist sehr bedauerlich und ein Grund dafür, sich nicht ausreichend vor STIs zu schützen.“ Brennen, Pusteln, Ausfluss Wer nach (ungeschütztem) Geschlechtsverkehr Hautveränderungen wie Pusteln oder Knötchen an sich beobachtet, ein andauerndes Brennen bzw. Jucken im Genitalbereich und/oder Ausfluss bemerkt, sollte unbedingt eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen. „Nur so können wir weitreichende gesundheitliche Folgen und die Weitergabe an andere verhindern“, betont Dr. Maronna. Wird Tripper nicht behandelt, kann er Gelenkentzündungen hervorrufen, Syphilis dagegen neurologische Schäden. Letztere kann unbehandelt sogar tödlich verlaufen. Auch Chlamydieninfektionen haben weitreichende Folgen: Sie können zu Entzündungen der Harnröhre, der Prostata oder der Hoden führen und die Fruchtbarkeit von Frau und Mann gefährden. Humane Papillomaviren (HPV) rufen u. a. unangenehme Feigwarzen an den Genitalien – durch Oralsex seltener auch am bzw. im Mund – hervor und können sogar Gebärmutterhalskrebs sowie Penis- und Analkarzinome auslösen. Feststellen lassen sich STIs z. B. mithilfe von äußerlichen Abstrichen an den Genitalien bzw. beim Mann auch in der Harnröhre – am besten mit angehaltenem Morgenurin, weil dann die Erregerzahl in der Harnröhre höher ist als nach dem ersten Wasserlassen. Abstriche bei Frauen werden üblicherweise von Gynäkologinnen bzw. Gynäkologen durchgeführt. So lassen sich z. B. Chlamydien diagnostizieren. „HIV- und Hepatitisvirusinfektionen sind im Blut allerdings erst Wochen nach der eigentlichen Infektion nachweisbar. Bei HIV sind es beispielsweise zwei bis zwölf Wochen“, erklärt Dr. Maronna. Vorbeugen lässt sich vor allem durch Kondome – auch wenn sie keinen 100-prozentigen Schutz bieten. ReWen juckt’s? GESCHLECHTSKRANKHEITEN Sexuell übertragbare Krankheiten sind immer noch ein Tabu – dabei ist die Aufklärung darüber heute wieder besonders wichtig. VON ALESSA SAILER HPV-Impfung Die meisten, die nicht gegen HPV geimpft sind, infizieren sich im Laufe ihres Lebens damit – oft ohne es zu merken. Eine Immunisierung hi lft effekti v gegen eine HPVInfektion und beugt so z. B. Gebärmutterhalskrebs vor. Empfohlen wird sie Mädchen und Jungen zwischen 9 und 14 Jahren (vor dem ersten Sex).

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