Gesundheit erlangen - Frühling 2023

Fortsetzung von S. 11 „Nach der Arbeit war ich dafür aber eigentlich schon zu k. o. Und je kaputter ich war, desto stärker wurden die Schmerzen.“ Wie viele andere Betroffene profitierte auch Sandra Lorenz davon, ihre Gewohnheiten zu hinterfragen und neue zu entwickeln. Jede gewonnene Erkenntnis, jede nützliche Erfahrung schrieb die Patientin auf ein kleines Merkkärtchen. So entstand mit der Zeit eine prall gefüllte Erste-Hilfe-Box, die Sandra Lorenz lange Zeit immer bei sich trug. „Gleiche jede aktivierende Tätigkeit mit einer entspannenden aus“ steht zum Beispiel auf einem Kärtchen, „Gehe weniger perfektionistisch an alle Aufgaben heran“ und „Sprich mit deinen Mitmenschen ehrlich über Schmerz und Wohlbefinden“. Sie erläutert: „Ich habe erkannt, dass es nichts bringt, wenn ich vor meinem Mann oder anderen so tue, als ob alles O. K. ist, wenn ich eigentlich Schmerzen habe. Diese Schauspielerei führt nur dazu, dass sich mir gegenüber falsche Erwartungen entwickeln.“ In Einzelgesprächen mit dem leitenden Psychologen Peter Mattenklodt (s. auch S. 14) deckte sie Stück für Stück negative Denkmuster auf und legte sich Alternativen zurecht, die sich besser anfühlten. Spannungen lösen Fühlen und spüren, den Körper wahrnehmen – darum geht es auch in den Übungsverfahren, die Fachpflegekraft Claudia Hafner anleitet. Dazu zählt die Progressive Muskelentspannung (PME). „Wenn ich mich hinlege, mich auf die einzelnen Muskeln konzentriere, sie anspanne und wieder entspanne, hilft mir das am meisten“, so Sandra Lorenz. „Dank PME habe ich das erste Mal seit Langem wieder eine Tiefenentspannung erlebt.“ Ein weiteres Verfahren ist die Eutonie. Claudia Hafner hat dafür extra eine spezielle Weiterbildung gemacht. Sie erklärt: „Eutonie soll die Spannung im Körper regulieren. Da chronische Schmerzen an sich schon zu einer Spannungs- erhöhung in der Muskulatur führen – der Körper versucht, sich zu schützen –, wirkt die Methode bei unseren Teilnehmerinnen und Teilnehmern vor allem entspannend. Außerdem werden die Körperwahrnehmung und die Akzeptanz eigener Grenzen geschult.“ Mit einem Bambusstab, einem mit Kastanien gefüllten Kissen oder einem weichen Ball gehen die Teilnehmenden in Kontakt mit ihrem Körper – liegen z. B. mit einer Schulter auf dem Kastanienkissen, nehmen die DruckSandra Lorenz liest die Merkkärtchen aus ihrer „Schmerzfrei-Erste-Hilfe-Box“. „Investiere deine Energie nur in Dinge, die sich ändern lassen“ steht z. B. auf einem. 12 | Titel

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