Gesundheit erlangen - Frühling 2023

punkte wahr und spüren schließlich, wie der Rücken gelöst zu Boden sinkt, wenn das Kissen entfernt wird. „Schmerzpatientinnen und -patienten registrieren oft nur noch, was sich nicht gut anfühlt. Oder sie spüren sich gar nicht“, weiß Claudia Hafner. „Dank Eutonie erleben sie, dass es auch neutrale oder angenehme Empfindungen gibt.“ Menschen mit der Überzeugung „Viel hilft viel“ dürfen sich der Idee öffnen, dass auch sanfte Berührungen wirksam und wohltuend sein können und das Nervensystem harmonisieren. Claudia Hafner und Peter Mattenklodt trainieren mit ihren Patientinnen und Patienten auch die Fähigkeit, Dinge, Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen – auch Schmerzen – wahr- und anzunehmen, wie sie sind. Kein Bewerten, kein krampfhaftes Verändernwollen – der Kern von Achtsamkeit. Im Wald ertasten die Teilnehmenden Baumrinde,atmendenDuft vonHarzundKiefernnadeln, kreieren Kunstwerke aus Moos und Steinen, erleben mit allen Sinnen „und bücken sich plötzlich voller Freude nach einem Zapfen, obwohl sie vielleicht dachten, dass sie so eine Bewegung gar nicht mehr machen können“, schildert Claudia Hafner. Achtsamkeit sei theoretisch schwer zu vermitteln. Man müsse erleben, was sie mit einem macht. Deutliche Besserung Sandra Lorenz’ Beispiel zeigt, dass sich eine Therapie lohnt – auch nach vielen quälenden Jahren, nach Rückschlägen und selbst bei stärksten Schmerzen: Als die MS-Patientin 2020 ihren Schmerzfragebogen ausfüllte, gab sie auf einer Skala von 0 (kein Schmerz) bis 10 (schlimmster vorstellbarer Schmerz) eine Schmerzstärke von 6 bis 9 an. Zwei Jahre später, nach abgeschlossener Behandlung, stand auf derselben Skala eine 2 bis 6. Bei ihrer Arbeit und in der Freizeit fühlte sie sich 50 Prozent weniger beeinträchtigt. Kamen vorher auf eine gute, schmerzfreie Woche zwei schlechte, standen nach dem Gruppenprogramm einer schlechten Woche drei gute gegenüber. Mittlerweile hat Sandra Lorenz den Job gewechselt und den Druck rausgenommen; sie arbeitet weiterhin in Vollzeit, aber nicht mehr als Führungskraft. Sie sorgt für ein sinnvolles Maß an Aktivität, aber auch für Pausen, macht weiter Atem- und Entspannungsübungen. Sie ist nicht mehr so streng mit sich selbst. Nach allem sagt Sandra Lorenz heute: „Ich kann selbst viel mehr tun, als ich früher dachte. Ich empfinde wieder Freude und bin auf dem Weg zu einem guten Leben.“ *Name von der Redaktion geändert Fachpflegekraft Claudia Hafner leitet eine Patientin bei einer Eutonie-Übung mit einem Softball an. Schmerzzentrum Telefon: 09131 85-32558 E-Mail: schmerzzentrum@uk-erlangen.de www.schmerzzentrum.uk-erlangen.de Schmerzkompass – Tipps zur Selbsthilfe www.uker.de/schmerzkompass | 13 Titel

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