Gesundheit erlangen - Frühling 2023

eines Arms oder Beins eingebracht werden (Plexusanästhesie). In manchen Fällen ist die Periduralanästhesie (PDA) eine Option. Sie wird gern bei Frauen während der Geburt eingesetzt, aber auch bei Menschen mit anderen akuten Schmerzen. Je nach Einstichstelle betäubt die PDA die Beine oder auch Becken, Bauch und Brustkorb. Bei einer PDA wird die Signalübertragung der Rückenmarksnerven durch Einspritzen eines Wirkstoffs unterbunden und Nervensignale gelangen nicht mehr zum Gehirn. Durchbeißen oder drücken? Doch wie viel Schmerz darf sein? „Generell gilt, dass die Beschwerden auf einer Skala von null bis zehn im Idealfall nicht höher als drei bis vier in Ruhe und bei Belastung maximal bei fünf liegen sollten“, weiß Dieter Märkert. „Alles darüber sollten wir behandeln – Patientinnen und Patienten müssen wirklich nicht alles aushalten!“ Deswegen überprüft das ASD-Team auch regelmäßig die Schmerzintensität: Ist die Schmerzpumpe noch nötig? Muss das Zeitintervall verringert oder die Abgabemenge pro Drückvorgang angepasst werden? „Wir arbeiten dabei mit Selbsteinschätzungsbögen und bei Kindern und kognitiv Eingeschränkten zusätzlich mit einer Fremdeinschätzung, um einen möglichst aussagekräftigen Eindruck zu erhalten“, so der Fachkrankenpfleger. Dieter Märkert holt heute die Schmerzpumpe von Silas P. ab. Der 16-Jährige wurde vor zwei Tagen operiert, weil er seit seiner Geburt an einer sogenannten Trichterbrust litt: Seine Brustwand war nach innen verformt, ähnlich einem Trichter. Seine Schmerzen stuft der junge Patient aktuell lediglich bei eins bis zwei ein. „Wegen meiner Erkrankung taten mir oft Brust und Rücken weh. Außerdem war ich beim Atmen eingeschränkt“, berichtet Silas P. Bereits vor der Operation war klar, dass er im Anschluss eine Schmerzpumpe bekommt, um seine Beschwerden selbstständig in Schach halten zu können. „Schon allein die Tatsache, dass ich wusste, ich kann das Schmerzmittel selbst kontrollieren, hat mir Sicherheit gegeben. Tatsächlich wollte ich ganz lange bewusst keine OP, weil ich Angst vor den Schmerzen danach hatte. Im Nachhinein bin ich froh, dass ich mich für den Eingriff entschieden habe“, fasst der Jugendliche zusammen. Silas P. brauchte die Schmerzpumpe (Gerät unten) nach seiner Trichterbrust-OP nur wenige Tage. Akut oder chronisch? Akute Schmerzen haben eine Warn- und Schutzfunktion. Sie dauern wenige Sekunden bis mehrere Wochen an und haben einen klaren Auslöser – etwa eine Hüft-OP. Behandelt wird die Schmerzursache. Im Gegensatz dazu sind Beschwerden chronisch, sobald sie über Monate oder sogar Jahre hinweg auftreten. Die Warnfunktion des Schmerzes ist nicht mehr gegeben. Behandelt wird nicht die Ursache, sondern der Schmerz selbst. Die Übergänge sind fließend. Tumorschmerzen lassen sich nicht klar in eine der beiden Kategorien einordnen. | 19 Titel

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