Gesundheit erlangen - Frühling 2023

THERAPIE MIT TIEREN In der Ruhe des Waldes warten tierische Therapeuten auf menschlichen Besuch. Hier, auf der Umweltstation Jugendfarm, finden Begegnungen statt, die Lebenswege verändern können. VON FRANZISKA MÄNNEL Auf einem Kärtchen notiert Patientin Maria Pohl* ihre Ziele für den heutigen Vormittag: Sie möchte sich entspannen, vielleicht etwas Neues ausprobieren. Wenn ihre Gedanken hin zu ihrem Bruder und ihremVater driften, sei sie oft angespannt, berichtet die junge Frau. Fachärztin Dr. Judith Walloch von der Psychiatrischen und Psychotherapeutischen Klinik des Uniklinikums Erlangen schlägt eine „tierische“ Achtsamkeitsübung vor. Sie führt Maria Pohl an der Feuerstelle vorbei, an der gerade eine Grundschulklasse verschiedene Baumblätter studiert. Vorbei am Hühnerstall und an den Kaninchen, die zwischen Freigehege und Schutzhütte hin und her hoppeln. Schließlich betreten Judith Walloch und ihre Patientin das Areal für die erste Übung: Hier steht Greta – ein weißes Schaf mit schwarzem Gesicht und ebenso schwarzen Ohren. „Versuchen Sie einfach, drei Minuten lang im Moment zu sein. Wenn Sie merken, dass Sie gedanklich wieder bei Ihrem Bruder landen, holen Sie sich zurück ins Hier und Jetzt“, instruiert Judith Walloch. „Die Zeit läuft“, sagt sie und startet ihre Handystoppuhr. Ruhig steht die Patientin nun neben Greta und streichelt sie vorsichtig an Kopf und Rücken. Begegnungen wie Medizin Das Schaf steht still und genießt. In einigen Metern Abstand geht Judith Walloch neben einem Haufen zersägter Birkenstämme in die Hocke und beobachtet die Szene. Schafe haben einen ruhigen und friedvollen Charakter, weshalb sie sich gut für die tiergestützte Therapie eignen. Aber auch andere Haustiere erlauben heilsame Erfahrungen. Um diese erlebbar zu machen, nimmt Dr. Walloch ihre erwachsenen Patientinnen und Patienten → Biophi l ie . . beschrei bt das Bedürfnis des Menschen, sich mi t anderen Formen des Lebens (Tiere, Natur) zu verbinden. Schon Babys interessieren sich mehr für Tiere als für leblose Dinge. Achtsam sein: Drei Minuten lang im Augenblick verweilen und das weiche Schaffell spüren, mehr nicht. Dr. Walloch stoppt die Zeit. Viele Menschen sind im Umgang mit Tieren achtsamer und steuern ihre Körpersprache bewusster. | 21 Reportage

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