Gesundheit erlangen - Frühling 2023

Fortsetzung von S. 21 regelmäßig mit auf die Umweltstation Jugendfarm im Erlanger Meilwald. Hier freuen sich neben Schafen auch Ziegen, Esel, Ponys, Kaninchen und Hühner über Gesellschaft. „Wir machen dieses freiwillige Angebot allen Patientinnen und Patienten unserer psychiatrischen Institutsambulanz, und es kommt sehr gut an“, sagt Dr. Walloch und betont: „Ein Tier kann ähnlich gut wirken wie Antidepressiva oder Blutdrucksenker oder den Effekt dieser Medikamente unterstützen.“ Tiere als Türöffner Die drei Minuten mit Greta sind um. „Es war schön, das Schaf zu streicheln“, resümiert Maria Pohl. „Ich habe mich ganz darauf konzentriert. Seit ich die Tiertherapie mache, spüre ich die unterschiedlichen Fellarten ganz extrem. Schaf, Esel, Hund – alle sind unterschiedlich.“ Ob Depressionen, Ängste, Traumata, Zwangsstörungen, Demenz oder Schizophrenie – die tiergestützte Therapie kann bei allen psychischen Beschwerden eingesetzt werden. „Tiere fordern uns auf, hier und jetzt präsent zu sein. Ein Pferd wendet sich zum Beispiel oft ab, wenn es merkt, dass sein Gegenüber nicht bei der Sache ist. So ein großes Tier zu führen, wie wir das hier manchmal im Rahmen von Spaziergängen machen, stärkt Selbstwirksamkeit und Vertrauen, und ich kann dabei zum Beispiel üben, Grenzen zu setzen“, erklärt Judith Walloch. „Die Tiere spiegeln mir meinen inneren Zustand“, hatte eine Teilnehmerin der Therapiegruppe einmal gesagt. Menschen mit Haustieren und Forschende beobachten, dass etwa Hunde eine Situation verlassen, wenn Ärger in der Luft liegt, und sich ihren Besitzern zuwenden, wenn diese Trost brauchen. Vierbeinige Begleiter können den Tag strukturieren und motivieren, etwa zu Bewegung an der frischen Luft. Außerdem minimieren sie Stress, senken den Puls und verbessern die Stimmung in einer Gruppe. Demenzkranken nehmen Tiere die Unruhe, bringen sie zum Lächeln und machen sie wieder zugänglicher. „Gerade für Menschen, die Traumatisches erlebt haben, die depressiv sind oder Schwierigkeiten haben, sich mit Worten auszudrücken, öffnen Tiere Türen“, erläutert Dr. Walloch. Sie streicht über Oles Ohren. Liegend lehnt der Schafbock an einem Zaun und erinnert mit seinem weißen Kopf und den großen schwarzen Ringen um die Augen etwas an einen Panda. „Tiere erlauben eine nonverbale Kontaktaufnahme, lassen sich berühren und stellen so Nähe und Bindung her. Sie lassen uns das → Wünsche und Ziele: Was sich die Teilnehmenden von den Tierbegegnungen erhoffen, schreiben sie vorher auf. Danach wird ausgewertet, wie es lief. Patientenstimmen: „Hi lfreich war die Erfahrung, dass ein großes Tier meinem Wi l len fo lgt.“ „Mein Zie l: Vertrauen zu mir durch Vertrauen durch die Tiere.“ „Diese Art von Therapie kann man gut ins Leben übertragen.“ „Wenn ich mich auf das Tier konzentriere, kann ich kurzzei t ig al le Sorgen und Probleme vergessen.“ 22 | Reportage

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