Gesundheit erlangen - Frühling 2023

DIGITALE GESUNDHEIT Die Neurologin Dr. Sabine Stallforth und ihr Team führen eine Studie durch, an deren Ende die Zulassung einer ParkinsonApp auf Rezept stehen soll. Dr. Stallforth erklärt, worauf es dabei ankommt, was die neue Anwendung alles können soll und wann sie voraussichtlich an den Start geht. INTERVIEW VON FRANZISKA MÄNNEL ParkinsonGo Frau Dr. Stallforth, wie ist der Stand bei der Erlanger App ParkinsonGo? Wir haben 2022 eine Vorläuferversion evaluiert. Wichtigster Bestandteil war die Ganganalyse mittels Sensoren. Die werden an den Schuhen angebracht und senden dann verschiedene Gangmesswerte an die App. Wie ist die Gangsicherheit, wie die Geschwindigkeit, in welchem Winkel setzen die Füße auf den Boden auf? Daraus kann die App Schlüsse zum Gesundheitszustand ziehen. Nun arbeiten wir an weiteren Modulen. Welche sind das? Die Anwendung fragt jetzt auch die persönlichen Beschwerden und Bedürfnisse ab und schlägt passend dazu zum Beispiel Übungsvideos oder ein individuelles Coaching vor. Dazu gibt es eine Wissensbibliothek und einen Tipp des Tages. Geplant ist auch, dass man sich per App an die Einnahme von Medikamenten erinnern lassen kann. Die App ist aber noch nicht auf dem Markt? Nein, aber mit unserer 2023 laufenden Pilotstudie zielen wir darauf ab, in den Fast Track des BfArM (s. Kasten) zu kommen. Wenn wir das schaffen, prüft das Bundes- institut die App ein Jahr lang. In diesem Zeitraum kann sie als DiGA (s. Kasten) ärztlich verordnet werden, und die gesetzlichen Krankenkassen erstatten die Kosten. Parallel dazu müssen wir innerhalb eines Jahres belegen, dass die App die Patientenversorgung verbessert. Wie weisen Sie denn nach, dass die App hilfreich ist? Das BfArM möchte belastbare medizinische oder strukturelle Versorgungseffekte sehen. Wir wollen konkret folgende vier überprüfen: Gesundheitszustand, Lebensqualität, Selbstwirksamkeit und Gesundheitskompetenz. Wir prüfen also, ob die App in diesen vier Bereichen positive Effekte hat. Dr. Sabine Stallforth arbeitet in der Molekular-Neurologischen Abteilung des Uniklinikums Erlangen und im Bamberger dmac (Digital-Medizinisches Anwendungs-Centrum). Gemeinsam mit dem Erlanger Start-up Portabiles HealthCare Technologies evaluiert die Neurologin eine neue Parkinson-App. Weil Dr. Stallforth auch Grafik- und Kommunikationsdesign studiert hat, weiß sie sehr gut, wie Apps nutzerfreundlich gestaltet werden. Mehr DiGAs, bitte! Im Dezember 2019 trat das Digitale-Versorgung-Gesetz in Kraft. Dieses erlaubt es Ärztinnen und Ärzten, Apps auf Rezept zu verschreiben und die Kosten dafür über die gesetzliche Krankenversicherung erstatten zu lassen. Für verschreibungsfähige DiGAs (digitale Gesundheitsanwendungen) haben das Bundesministerium für Gesundheit und das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) strenge Zulassungskriterien festgelegt. 30 | Medizin

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