Gesundheit erlangen - Sommer 2023

10 | Titel Für aussagekräftige Bilder wird der Ultraschallkopf in eine spezielle Führung eingesetzt. Die Tübinger Schiene am Modell. Ganz wichtig: Normalerweise wird sie unter der Kleidung getragen. Fortsetzung von S. 9 An das Seltene denken Er ist nicht häufig, aber möglich, meist um das fünfte Lebensjahr herum: der Morbus Perthes. Die Erkrankung, bei der Knochenzellen des Hüftkopfes infolge einer Mangeldurchblutung absterben, äußert sich anfangs wie ein Hüftschnupfen und sieht auch im Ultraschall so aus. Doch nach ein, zwei Monaten verändert sich der Hüftkopf – der Knochen wird weich und verformt sich. „Um ganz sicher zu sein, kommen wir um ein MRT nicht herum“, sagt Dr. Fujak. „Bei kleineren Kindern bedeutet das: Narkose. Denn sie würden im Kernspintomografen nicht ruhig liegen bleiben.“ Ist der Morbus Perthes diagnostiziert, gilt: Die Form des Hüftkopfes soll sich so wenig wie möglich verändern. „Je geringer die Deformität, desto niedriger das Risiko für eine spätere Arthrose“, erklärt der Kinderorthopäde. Die Behandlung dauert oft zwei Jahre und erfordert viel Disziplin von Kind und Eltern: kein Trampolinspringen, wenig laufen, nicht viel Treppen steigen; besser schwimmen, Rad fahren, für Entlastung sorgen und zur Physiotherapie gehen. „Das Kind soll sich schonen, aber auch seine Mobilität erhalten. Das ist nicht leicht, vor allem, weil es meist keine Schmerzen hat, dafür aber einen hohen Bewegungsdrang“, weiß Dr. Fujak. „Die Eltern müssen da konsequent sein, wenn sie ein gutes Behandlungsergebnis erreichen wollen.“ Manches bildet sich spontan zurück Bei Kindern und Jugendlichen begegnen Albert Fujak ebenso Sportverletzungen, Beinlängendifferenzen oder rheumatische Erkrankungen, sehr selten auch Knochentumoren. Viele orthopädische Auffälligkeiten bei Kindern werden zunächst einfach nur beobachtet und müssen überhaupt nicht therapiert werden. „Oft reichen orthopädische Hilfsmittel, Muskelkräftigung, Gangtraining und Physiotherapie völlig aus. Manche Probleme verschwinden bis zum Ende des Wachstums einfach von selbst“, beruhigt Dr. Fujak. „Unser Schwerpunkt liegt auf der Prophylaxe und der nicht-operativen Therapie. Nur in seltenen Fällen operieren wir.“ Einer dieser Fälle ist die juvenile Hüftkopflösung, kurz ECF: Manchmal gleitet mit beginnender Pubertät die Wachstumsfuge vom Hüftkopf ab. Im Bereich dieser knorpeligen Fuge wächst der Knochen in die Länge. Hormonelle Veränderungen während der Pubertät führen dazu, dass sich die Wachstumsfuge lockert. Jugendliche hinken dann und klagen über Schmerzen in Hüfte oder Knie. Manchmal können sie nicht mehr auftreten. „Wir stabilisieren die Hüftkopfkappe dann zum Beispiel mit Drähten und Schrauben, sodass sie nicht weiter abrutschen kann“, erklärt Dr. Fujak.

RkJQdWJsaXNoZXIy ODIyMTAw