Gesundheit erlangen - Sommer 2023

| 15 Titel Arthroskopisch behandelbare Hüftdefekte ■ Impingement-Syndrome: Knöcherne Veränderungen der Hüftpfanne oder des Hüftkopfes führen zu Blockaden bei bestimmten Bewegungen. Überstehende Strukturen werden abgetragen. ■ Sog. freie Gelenkkörper in der Hüfte: Entfernung der losen Knorpel- bzw. Knochenstückchen ■ Schnappende Hüfte: Das Reiben bzw. Verrutschen der Sehnenstruktur wird vermindert. ■ Verletzungen bzw. Risse in der Gelenklippe (Labrum): Nähen oder Glätten des Defekts ■ Schwere Knorpeldefekte: Knorpelglättung, Mikrofrakturierung oder Knorpeltrans- plantation „Erst wenn die Beschwerden und Röntgen- oder Kernspinaufnahmen zusammenpassen, ziehen wir eine Arthroskopie in Betracht“, sagt Prof. Betsch. Bei der Gelenkspiegelung erhält die Patientin bzw. der Patient eine Vollnarkose – damit ist die Muskulatur im Gegensatz zu einer örtlichen Betäubung komplett entspannt. „Das ist wichtig, weil wir den Hüftkopf ein wenig aus seiner Pfanne herausziehen müssen, um in dem sehr kleinen Gelenkraum überhaupt operieren zu können“, erklärt Marcel Betsch. Die Spiegelung dauert etwa ein bis zwei Stunden, je nachdem, welchen Hüftdefekt die Ärztinnen und Ärzte korrigieren. Prof. Betsch veranschaulicht das Vorgehen anhand einer jungen Patientin mit Subspine-Impingement – bei ihr schlug der Hüftkopf an einem knöchernen Vorsprung am Becken an, wenn sie das Bein hob. „Über zwei kleine Schnitte führten wir zunächst die Instrumente ein und machten uns anschließend ein konkretes Bild vom überflüssigen Knochenvorsprung. Diesen trugen wir dann unter Röntgenkontrolle ab.“ Meist stünden bei Impingements lediglich wenige Millimeter Knochen über – doch das reiche bereits, um erhebliche Schmerzen auszulösen. Die Vorteile der minimalinvasiven Gelenkspiegelung: Dank der kleinen Zugänge bleiben kaum Narben und die Wundheilung geht deutlich schneller als bei einer offenen OP. Knorpeltransplantation möglich Bei Schäden des Hüftknorpels kann unter Umständen eine Transplantation von intakten Knorpelzellen sinnvoll sein. Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten. „Eine ist, dass wir am Knie Knorpelzellen entnehmen, sie im Labor in ein spezielles Gel geben, vermehren und in die Hüfte einbringen“, so Marcel Betsch. „Wir können den Hüftknochen aber beispielsweise auch durch feine Bohrlöcher öffnen, damit der Körper durch die einströmenden Stammzellen neues Knorpelgewebe bildet. Das Verfahren nennt sich Mikrofrakturierung.“ Doch nicht alle Hüftdefekte sind arthroskopisch behandelbar: Größere Fehlbildungen, sogenannte Dysplasien, werden in der Regel offen operiert. Bei bereits fortgeschrittenem Hüftverschleiß kann es unter Umständen auch notwendig sein, ein künstliches Hüftgelenk zu implantieren. Prof. Betsch: „Auf Basis des Beschwerdebildes und der radiologischen Untersuchungen beraten wir die Patientinnen und Patienten intensiv, welche Therapie für sie die richtige ist und wie sich diese konkret umsetzen lässt.“ Die Hüfte ist das zweitgrößte Gelenk des menschlichen Körpers – nur das Knie ist größer.

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