Gesundheit erlangen - Herbst 2023

30 | Medizin Fortsetzung von S. 29 kann, sollte man meiner Meinung nach einer hormonellen Therapie gegenüber offen sein, die in jedem Fall besser ist als ihr Ruf.“ Eine andere weitverbreitete Fehlinformation ist die Annahme, dass Endometriose zwangsläufig Kinderlosigkeit bedeutet. „Zwar ist in manchen Fällen eine Kinderwunschbehandlung nötig, grundsätzlich haben Patientinnen mit Endometriose aber bei richtiger Behandlung gute Chancen auf eine Schwangerschaft, sofern alle anderen relevanten Faktoren, zum Beispiel das Alter, stimmen“, klärt Dr. Burghaus auf. Ihr wichtigster Rat an betroffene Frauen ist es, die eigene Krankheit anzunehmen und zu enttabuisieren. Häufig existiere eine Diskrepanz zwischen Eigen- und Außenwahrnehmung: „Betroffene werden oft als gesunde junge Frauen gesehen, sind aber chronisch krank und fühlen sich auch so. Endometriose ist eine unsichtbare Krankheit, was zusätzlich psychosomatische Beschwerden begünstigt.“ Multimodal denken Darüber hinaus empfiehlt die Gynäkologin, Endometriose als vielschichtige Erkrankung zu verstehen und sich auf eine multimodale konservative Therapie einzulassen: „Das heißt auf eine Kombination aus Schmerztherapie, psychosomatischer Behandlung und Hormonen.“ Patientinnen sollten außerdem auf entzündungsfördernde Lebensmittel, also Süßes, Weizen, Fleisch, Alkohol und stark verarbeitete Produkte, verzichten und stattdessen auf mediterrane Kost mit viel frischem Gemüse, Obst und Vollkornprodukten setzen. Auch integrative Methoden wie regelmäßige Bewegung, spezielle Teezubereitungen, Wärme, Yoga und Meditation, Akupunktur, Osteopathie sowie die Einnahme bestimmter Nahrungsergänzungsmittel wie Magnesium, Kalzium und Mönchspfeffer können die Lebensqualität der Betroffenen verbessern. Bis Patientinnen die Diagnose Endometriose erhalten, vergehen nicht selten über zehn Jahre. „Die Beschwerden werden von vielen Frauen und leider auch von einigen Medizinerinnen und Medizinern als ‚normale‘ Regelbeschwerden abgetan. Regelschmerzen bessern sich aber durch Schmerzmittel und schränken das eigene Leben nicht derart ein“, erklärt die Expertin. Grundsätzlich gelte: Sobald die Schmerzen den persönlichen Alltag stark beeinflussen, sollten Betroffene ärztlichen Rat einholen. „Um aktuelle Standards für die Diagnostik und die Betroffene werden oft als gesunde junge Frauen gesehen, sind aber chronisch krank und fühlen sich auch so. Endometriose ist eine unsichtbare Krankheit, was zusätzlich psychosomatische Beschwerden begünstigt. PD Dr. Stefanie Burghaus Therapie am Uniklinikum Erlangen Im Jahr 2022 behandelten die Ärztinnen und Ärzte des Erlanger Endometriosezentrums insgesamt 1.100 Patientinnen, 950 davon ambulant. 370 Frauen wurden aufgrund einer Endometriose operiert.

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