Gesundheit erlangen - Frühling 2024

| 19 Titel ein Drittel spricht jedoch nicht darauf an. „Wiederum jede dritte Person in dieser Gruppe könnte von einer Operation profitieren“, so Dr. Delev. Die Ursache finden Im Rahmen von Epilepsiekonferenzen sprechen Expertinnen und Experten unterschiedlicher Fachrichtungen über jeden Fall individuell und beraten darüber, bei wem eine OP eine Besserung bringen könnte. „Als Erstes suchen wir nach dem ‚Generator‘, also der Stelle im Gehirn, die für die Anfälle verantwortlich ist“, erklärt der Neurochirurg. „Epilepsie kann genetische Ursachen haben, aber auch durch Dysbalancen im Stoffwechsel oder strukturelle Veränderungen an Teilen des Gehirns ausgelöst werden. Ein Beispiel dafür sind Kavernome – kleine Blutgefäßknöllchen, die aussehen wie Brombeeren, – und Tumoren“, zählt Daniel Delev auf. Je nach Art können sich bis zu 70 Prozent der Hirntumoren in Form einer Epilepsie äußern – vor allem bei Kindern und jungen Erwachsenen. Strukturelle Veränderungen lassen sich chirurgisch gut behandeln. „Das Ziel einer solchen Operation ist immer die Anfallsfreiheit“, so Dr. Delev, „möglichst kombiniert mit einer Reduzierung und langfristig mit dem Absetzen der Medikamente.“ Doch wie finden Neurochirurginnen und -chirurgen heraus, welche Stelle im Gehirn die Anfälle auslöst? „Wir bieten die komplette Diagnostik-Palette an: von PET-Scan über MRT bis hin zur MEG“, betont der Neurochirurg. Das Epilepsiezentrum des Uniklinikums Erlangen ist eine von nur wenigen Einrichtungen in Europa, die die Magnetenzephalografie (MEG) anbieten. „Dabei werden magnetische Signale aufgezeichnet, die die Nervenzellen des Gehirns generieren. Anhand der Richtungsänderung dieser Ströme können wir herausfinden, wo im Gehirn der Herd liegt, der für die Epilepsie verantwortlich ist.“ Ist der Fokus gefunden, kann er durch eine Operation entfernt werden. Manche Patientinnen und Patienten benötigen zusätzlich die Implantation von Elektroden im Gehirn, um das krampfende Areal zu bestimmen. Bei Patientin Clara Gerster* waren es insgesamt neun Stellen (s. Foto links), an denen die Elektroden eingesetzt wurden. „Die Patientin leidet schon seit Langem an Epilepsie und wurde deswegen schon vor einigen Jahren operiert. Dennoch waren die Anfälle nicht weg“, berichtet Dr. Delev. „Anhand der Elektrodenstimulation konnten wir ausmachen, von welchem Areal die Überaktivität der Hirnzellen ausgeht, und die Patientin so gezielt nachoperieren.“ Patientinnen und Patienten, bei denen weder Medikamente helfen, noch eine Entfernung möglich ist – etwa aufgrund der ungünstigen Lage der Epilepsieherde –, kann die sogenannte Neuromodulation helfen. Dabei werden die Hirnzellen durch regelmäßige elektrische Ströme umstrukturiert, sodass die epileptische Hirnaktivität gehemmt wird und so Anzahl und Intensität der Anfälle abnehmen. Dr. Delev: „Dafür implantieren wir eine Art Schrittmacher, der entweder den Vagusnerv am Hals stimuliert oder ein bestimmtes Areal direkt im Gehirn. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Neuromodulation vielen Betroffenen hilft.“ * Name von der Redaktion geändert Sprechstunde für Epilepsiechirurgie Telefon: 09131 85-34547 E-Mail: nc-termin@uk-erlangen.de Das Team der Erlanger Neurochirurgie will für Epilepsie-OPs bald auch einen speziellen Laser einsetzen. Für den minimalinvasiven Eingriff wird lediglich ein kleines Loch im Schädel benötigt, durch das der Katheter mit Laserspitze eingeführt wird. Sie „verödet“ dann die krampfenden Areale im Gehirn.

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