| 49 Kopfsache KOPFSACHE Wer die Kunst des Ablehnens beherrscht, schafft Raum für das Wesentliche und schützt seine eigenen Grenzen. Worauf es beim Neinsagen ankommt, erläutert Prof. Dr. Johannes Kornhuber. INTERVIEW VON MARIE BÖHM Herr Prof. Kornhuber, welche negativen Konsequenzen kann es haben, wenn ich zu oft Ja sage, obwohl ich Nein sagen möchte? Zunächst einmal ist es meiner Meinung nach ein Privileg, Ja zu sagen. Es ist etwas sehr Schönes, wenn ich eine Einladung annehmen oder jemandem helfen kann und zum Beispiel die Aufgabe eines Kollegen gerne übernehme. Dennoch ist es manchmal natürlich zu viel. Ständiges Jasagen kann zu Überlastung, Stress und sogar zu Burn-out führen. Menschen, die nicht für sich einstehen, ignorieren ihre eigenen Bedürfnisse, was zu emotionaler Erschöpfung und innerem Groll führen kann. Es ist also sehr wichtig, ab und zu Nein zu sagen. Warum fällt es vielen Menschen so schwer, Nein zu sagen, selbst wenn sie es möchten? Ich denke, die meisten von uns wollen vermeiden, andere zu enttäuschen oder Konflikte auszulösen. Oft steckt auch die Angst dahinter, dass Ablehnung negative Konsequenzen für die Beziehung haben könnte oder man als unfreundlich oder unkooperativ wahrgenommen wird. Vor allem Menschen, die sich weniger wertvoll fühlen, neigen häufiger dazu, ihre eigenen Bedürfnisse zugunsten anderer zurückzustellen. Lässt sich Neinsagen lernen? Ja. Wichtig ist dafür zunächst, die eigenen Bedürfnisse klar zu erkennen und diese mit den → Prof. Dr. Johannes Kornhuber ist Direktor der Psychiatrischen und Psychotherapeutischen Klinik des Uniklinikums Erlangen.
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