| 57 Aktiv leben Würden Sie Kaltwasser- oder Eisschwimmen zur Gesundheitsförderung empfehlen? Prof. Achenbach: Ich würde grundsätzlich sagen: Machen Sie das nicht. Das plötzliche Eintauchen in sehr kaltes Wasser kann zum Tod führen. Selbst wenn man noch so gut schwimmen kann, ist es möglich, beim Sprung oder Sturz in kaltes Wasser zu ertrinken. Was passiert dabei im Körper? Prof. Achenbach: Es kann reflexartig zu Herzrhythmusstörungen kommen, eventuell bis zum Herzstillstand – weil das sympathische Nervensystem überstimuliert wird. Das ist aber selten. Wahrscheinlicher ist ein Kälteschock. Das ist auch ein Grund dafür, warum Menschen ertrinken, wenn ein Schiff sinkt. Sie verlieren bei vollem Bewusstsein die Kontrolle über ihre Atmung. Durch die plötzliche Kälte kann sich der Reflex einstellen, tief Luft zu holen, ohne dass man das unterdrücken kann. Gerät der Kopf unter Wasser, füllt sich die Lunge mit Wasser – das führt zum Tod. Auch die Gliedmaßen lassen sich in dieser Situation nicht mehr bewegen. Die Kontrolle über die Muskeln geht verloren, eventuell schon in weniger als einer Minute – auch wenn jemand gut schwimmen kann. Die Betroffenen gehen dann einfach unter. Niemand sollte das jemals alleine ausprobieren. Dr. Bleh: Eisschwimmerinnen und -schwimmer wie die, die da im Januar in Veitsbronn zusammenkommen, haben sich mit jahrelangem Training an diese Bedingungen angepasst. Wenn überhaupt, dann muss man sich da sehr langsam rantasten und die Temperatur nach und nach immer weiter absenken. Dann ist ein Gewöhnungseffekt möglich. Von jetzt auf gleich sollte man das auf keinen Fall machen. Aber kann Kälte nicht auch gesundheitliche Vorteile bringen? Dr. Bleh: Ja. Wir haben in unserer Physikalischen und Rehabilitativen Medizin eine → Prof. Dr. Stephan Achenbach, Direktor der Medizinischen Klinik 2 – Kardiologie und Angiologie des Uniklinikums Erlangen Dr. Christoph Bleh, Leiter der Physikalischen und Rehabilitativen Medizin des Uniklinikums Erlangen
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