Gesundheit erlangen - Sommer 2022

| 17 Titel Dr. Timo Oberstein ist geschäftsführender Oberarzt der Psychiatrie des Uni-Klinikums Erlangen. Er forscht zu Demenz und leitet u. a. die Sprechstunde für Gedächtnisprobleme. Bildgebungsverfahren, das die Eiweißablagerungen (Amyloid-Plaques) im Gehirn sichtbar macht. „Auch in Deutschland wäre die Amyloid-PET künftig eine sinnvolle Ergänzung zur Liquordiagnostik, die bisher noch der Goldstandard ist“, findet Dr. Oberstein. Vorteil der PET: Die Untersuchung ist nicht invasiv und könnte zum Beispiel auch Menschen angeboten werden, denen etwa wegen einer erhöhten Blutungsneigung oder bestimmten Medikamenten kein Nervenwasser entnommen werden kann. Welchen Nutzen die Amyloid-PET für Patientinnen und Patienten tatsächlich bringt, soll u. a. eine neue Erprobungsstudie am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen in Bonn ab Sommer 2022 herausfinden. Die Ursachen verstehen „Alle Medikamente, die wir aktuell gegen Demenz einsetzen, behandeln die Symptome, nicht die Ursachen“, erklärt Timo Oberstein. Der Grund: Bislang verstehen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nicht genau, was den kognitiven Abbau auslöst. „Wir wissen, dass zwei verschiedene Eiweißablagerungen – Amyloid-Plaques und TauFibrillen – an der Alzheimer-Erkrankung beteiligt sind. Auch Entzündungsprozesse im Gehirn spielen eine Rolle – wir nennen das Neuroinflammation. Wie diese drei Faktoren zusammenspielen, ist aber noch nicht gut genug erforscht.“ Einen Hoffnungsschimmer bot zuletzt der Antikörper Aducanumab, der 2021 in den USA zugelassen wurde. „Es war das erste Medikament überhaupt, das an den Krankheitsmechanismen ansetzte und die Plaques zerstörte“, erklärt Dr. Oberstein, schränkt aber ein: „Die Wirksamkeit von Aducanumab konnte noch nicht hinreichend nachgewiesen werden. Der Hersteller versucht nun, positive Effekte mithilfe einer Phase-IV-Studie zu belegen.“ Ob Aducanumab die klinischen Beschwerden von Menschen mit leichter und mittelschwerer Demenz wirklich zufriedenstellend lindern kann, muss die weitere Forschung zeigen. Ist mein/-e Angehörige/-r dement? Online-Demenztest des bayerischen Demenzregisters digiDEM für eine erste Fremdeinschätzung durch Angehörige: www.bit.ly/3vI3oG3 Sprechstunde für Gedächtnisprobleme am Uni-Klinikum Erlangen Telefon: 09131 85-34597 E-Mail: pia@uk-erlangen.de Heute schon an morgen denken und Demenz vorbeugen ■ regelmäßige Bewegung ■ mediterrane Ernährung mit viel Gemüse und hochwertigen Pflanzenölen ■ Blutdruck und Blutzucker gut einstellen ■ Übergewicht vermeiden ■ Depression und Hörverlust behandeln lassen ■ nicht rauchen ■ immer wieder Neues lernen ■ soziale Kontakte pflegen und das Leben mit Sinn füllen

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