Gesundheit erlangen - Herbst 2022

28 | Medizin MITTEL DER WAHL Meist wuchert sie unbeachtet am Wegesrand und kaum jemand bewundert ihre himmelblauen Blüten. Doch die Gewöhnliche Wegwarte, auch Zichorie genannt, ist alles andere als gewöhnlich: Als Heilpflanze kann sie gleich mehrere Leiden lindern. VON BARBARA MESTEL Wegwarte So wird sie zubereitet Prinzipiell ist die ganze Pflanze genießbar. Blüten und Blätter sollten von Juni bis September, die Wurzeln im Oktober/November gesammelt werden. Blüten und Blätter verleihen z. B. Salaten, Suppen oder auch Pfannkuchen eine besondere Note. Wer den bitteren Geschmack nicht mag, sollte zu jungen Pflanzenteilen greifen oder sie etwa zwei Stunden wässern. Blätter und Wurzeln können – frisch oder getrocknet – zu Tees aufgegossen werden. Die Stängel lassen sich gut garen oder in herzhaftem Teig ausbacken. So sieht sie aus Die Zichorie ist auf Brachflächen, Äckern, an Straßen- und Wegrändern zu finden. Sie kann rund eineinhalb Meter hoch werden und ist von Juni bis Oktober an ihren himmelblauen Blüten gut zu erkennen – allerdings blüht sie nur vormittags! Der Stängel verzweigt sich nach oben hin und steht wie Äste seitwärts ab. Die Blätter ähneln denen des Löwenzahns. Besonders beeindruckend ist die tief reichende Pfahlwurzel. So wirkt sie Sowohl in der Wurzel als auch in den Blättern der Wegwarte sind Bitterstoffe enthalten, v. a. Lactucin und Lactucopikrin. Ihnen wird eine schmerzstillende Wirkung zugeschrieben; außerdem regen sie den Appetit und die Verdauung an, lindern Blähungen und Bauchschmerzen und helfen bei Erkrankungen von Milz, Leber und Galle. In ihrer Wurzel speichert die Pflanze den Ballaststoff Inulin, der zu einer Normalisierung der Darmfunktion beitragen kann. Leckerer Landkaffee Geröstete Zichorienwurzeln werden schon seit rund 300 Jahren als Kaffeeersatz genutzt. Während es sich früher um eine preisgünstige Alternative zu den teuren Bohnen handelte, steht heute die Verträglichkeit im Vordergrund, da der sogenannte Landkaffee sowohl koffein- als auch glutenfrei ist. Schmackhafte Verwandtschaft Kaum zu glauben, aber bei Chicorée und Radicchio handelt es sich um Kulturformen der Wegwarte. Egal, ob es nun ein Chefgartenbauer in Brüssel war oder doch belgische Bauern: Irgendwann im 19. Jahrhundert entdeckten Menschen (zufällig), dass sich aus Zichorienwurzeln schmackhafte Sprossen ziehen lassen. Pflanze mi t Auszeichnung Die Wegwarte wurde schon mehrmals zum Gewächs des Jahres gekürt. 2005 trug sie den Titel „Gemüse des Jahres“ und 2009 den als „Blume des Jahres“. Zuletzt war sie sogar „Heilpflanze des Jahres“ (2020). Diese Informationen wurden mit Unterstützung von Dr. Sophia Antoniadis, Oberärztin der Frauenklinik des Uniklinikums Erlangen mit Zusatzweiterbildung Naturheilverfahren, zusammengestellt. Bei Fragen oder Beschwerden holen Sie bitte ärztlichen Rat ein oder wenden sich an eine Apotheke.

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