Gesundheit erlangen - Herbst 2022

46 | RHEUMATOIDE ARTHRITIS Worauf Menschen mit der chronisch- entzündlichen Gelenkerkrankung in puncto Ernährung achten sollten und warum bestimmte Nahrungsmittel sich günstig auswirken. VON ALESSA SAILER Essen gegen die Entzündung Ernährung Etwa einer von 100 Erwachsenen in Deutschland leidet an rheumatoider Arthritis (RA), Frauen häufiger als Männer. Erste Erkrankungsanzeichen sind häufig Schmerzen in den Finger- und Zehengelenken. Morgens nach dem Aufstehen lassen sie sich nur schwer bewegen, außerdem schwellen die betroffenen Gelenke meist an. Welche Rolle die Ernährung bei der Behandlung der chronisch-entzündlichen Erkrankung spielt, erklärt Prof. Dr. Mario Zaiss, der in der Medizinischen Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie des Uniklinikums Erlangen genau das erforscht. „Ich muss ganz klar sagen: Menschen, die bereits unter Arthritis leiden, wird eine Ernährungsumstellung nicht heilen. Ernährung steht aktuell nicht in Konkurrenz zu einer medikamentösen Therapie, sondern ist sozusagen der letzte Feinschliff der Behandlung.“ Keine Wunderwaffe In Studien habe er festgestellt, dass eine gesündere Ernährung – konkret heißt das bei RA: weniger Fleisch, dafür mehr Ballaststoffe und ungesättigte Fettsäuren – bei Patientinnen und Patienten, die bereits medikamentös eingestellt sind, zwar dazu führt, dass sie sich z. B. fitter fühlen. Hinsichtlich der Krankheitssymptome ergaben sich allerdings keine Veränderungen. Das untermauern mehrere Forschungsarbeiten, sagt Prof. Zaiss: „Man weiß zwar, dass die Entzündungswerte durch eine vegetarische Lebensweise zurückgehen und sich die Funktionalität des Gelenks verbessert. Die Ergebnisse sind aber nur grenzwertig signifikant, weil oftmals die Zahl der Studienteilnehmenden zu gering war oder die Auswahl der Probandinnen und Probanden sehr einseitig. Die Ernährung allein ist jedenfalls keine Wunderwaffe gegen Arthritis.“ Anders sehe die Wirkung einer gesunden Ernährung allerdings in der Phase vor der Krankheitsentstehung aus. „Wir können einen starken vorbeugenden Effekt feststellen, der oftmals unterschätzt wird. Wissenschaftliche Untersuchungen deuten darauf hin, dass Menschen das Auftreten der Erkrankung verhindern können, indem sie ihren Darm schützen.“ Grund dafür ist die sogenannte Darm-Gelenk-Achse. Sie stellt die Verbindung zwischen dem Verdauungstrakt und den entzündeten Gelenken dar. „Vereinfacht gesagt haben Entzündungszellen aus Prof. Dr. Mario Zaiss ist Forscher in der Medizinischen Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie des Uniklinikums Erlangen und Professor für Immuntoleranz und Autoimmunität an der FAU Erlangen-Nürnberg. Er beschäftigt sich mit dem Zusammenspiel von Immunsystem, Stoffwechsel und Ernährung, u. a. bei rheumatoider Arthritis.

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