Gesundheit erlangen - Frühling 2023

„Über 50 Jahre Forschung zur Sport- und Bewegungstherapie zeigen: Es gibt keine Gesundheitsmaßnahme mit einem besseren Nutzen-Risiko-Verhältnis als Sport. Bewegung erzeugt eine große Bandbreite positiver gesundheitlicher Effekte, aber eigentlich keine Nebenwirkungen“, betont Prof. Dr. Dejan Reljic. Der Sportwissenschaftler am Hector-Center für Ernährung, Bewegung und Sport am Uniklinikum Erlangen forscht seit Jahren zu den Vorteilen eines aktiven Lebens. Seine Erkenntnis: „Zwar empfiehlt die WHO wöchentlich 150 Minuten Bewegung, aber nur die wenigsten schaffen das. Der Großteil der Menschen hat oder nimmt sich heute nicht mehr die Zeit dafür. Wir wissen aber: Weniger als das geforderte Maß zu machen, ist besser als nichts.“ Deshalb entwickelte Prof. Reljic ein Übungsprogramm, das samt Aufwärmen und Cool-down lediglich 14 Minuten dauert. Sein gesundheitlicher Nutzen wurde bereits in mehreren Studien des Hector-Centers belegt. „Das Training musste drei Kriterien erfüllen: Es sollte physiologisch effektiv, zeitsparend und für alle durchführbar sein – vom Couchpotato bis zu einem chronisch kranken Menschen“, erklärt Dejan Reljic. Im ersten Durchlauf überprüfte er die Wirksamkeit seines Programms an gesunden Probandinnen und Probanden; in Schritt zwei und drei an Menschen mit Adipositas und Krebs. Fazit: Von den Übungen profitierten alle! Eigens für „Gesundheit erlangen“ hat Prof. Reljic jetzt ein einfaches Work-out für zu Hause entworfen, das ohne Geräte auskommt und für alle Trainingslevel geeignet ist (s. S. 58). Dazu gibt es ein Video zum Mitmachen. Darf ich einfach loslegen? Wer bisher kaum sportlich unterwegs oder längere Zeit inaktiv war, raucht oder Vorerkrankungen wie Bluthochdruck, Übergewicht oder Herz-Kreislauf-Beschwerden mitbringt, dem empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin zunächst einen ärztlichen Check. „Der ist ab 35 Jahren ratsam und ermittelt die individuelle Sporttauglichkeit. Mit diesem Wissen kann man sich dann ohne Bedenken auspowern“, sagt Prof. Reljic Pro ohne Kontra „Bei Fieber und Gliederschmerzen sollte man sich schonen, aber ansonsten spricht nur in seltenen Fällen etwas gegen Bewegung. Auch Menschen mit Krebs, starkem Übergewicht oder Herzerkrankungen dürfen und sollen aktiv sein“, so Dejan Reljic. Bei Gesunden kann Sport das Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben, um bis zu 45 Prozent reduzieren; das Risiko, an den häufigsten Arten von Krebs zu erkranken, um 20 bis 30 Prozent. Sportlich Aktive haben einen niedrigeren Ruhepuls und Blutdruck, was Medikamente überflüssig machen kann. Sie haben ihr Gewicht besser im Griff, schlafen besser, sind weniger erschöpft und gestresst. Bestimmte Botenstoffe, die der Körper unter Aktivität ausschüttet, wirken zudem chronischen Entzündungen und der Zellalterung entgegen (dazu mehr in der nächsten „Gesundheit-erlangen“-Ausgabe). → Bewegung als Medizin Sport und Bewegung sind pleiotrop. Dieser Begriff kommt aus der Pharmakologie und bedeutet, dass ein Wirkstoff mehrere Wirkungen hat. Im Fal l der „Sportpi l le" sind sie al lesamt positi v. Nur die wenigsten schaffen die von der WHO empfohlenen 150 Minuten Sport pro Woche. Prof. Dr. Dejan Reljic Prof. Dr. Dejan Reljic | 57 Aktiv leben

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