Gesundheit erlangen - Winter 2023/24

| 13 Titel Tief einatmen, Luft anhalten – und ab nach unten: Apnoetaucherinnen und -taucher können sehr lange unter Wasser bleiben, ohne Luft holen zu müssen. Die Besten von ihnen kommen zehn Minuten mit nur einem einzigen Atemzug aus. Während Apnoesportlerinnen und -sportler ihre Atmung willentlich pausieren, kommt es bei manchen Menschen ganz ungewollt zu Aussetzern – und zwar im Schlaf. Nächtliche Atempausen sind ein Zeichen für die sogenannte obstruktive Schlafapnoe. Auch in ihr steckt die „Apnoe“, die grundsätzlich eine längere Atempause oder einen Atemstillstand bezeichnet. „Häufig schnarchen Menschen mit dieser schlafbezogenen Atmungsstörung sehr stark. Ihre Schlafqualität ist schlecht und sie sind tagsüber müde und erschöpft“, erklärt Dr. Malin Miksch, Schlafexpertin an der Hals-Nasen-Ohren-Klinik – Kopf- und Halschirurgie des Uniklinikums Erlangen. „Setzt die Atmung länger aus, tritt eine Aufwachreaktion ein und die Betroffenen schnappen nach Luft.“ Bluthochdruck von schlechtem Schlaf? Die obstruktive Schlafapnoe ist eine Volkskrankheit. Neben Übergewicht spielt auch das zunehmende Alter eine Rolle, denn im Lauf des Lebens lässt im gesamten Körper die Muskelspannung nach – auch im Rachen. Zungengrund, Kehldeckel, weicher Gaumen und Gaumenzäpfchen fallen dadurch nach hinten und verengen die oberen Atemwege (Obstruktion = Verschluss, Einengung). Mit den schlafbezogenen Atemaussetzern gehen verschiedene Gesundheitsrisiken einher: Die Apnoe führt zu Tagesmüdigkeit und Konzentrationsproblemen, belastet Herz und Gefäße und erhöht die Wahrscheinlichkeit für Bluthochdruck, Diabetes, depressive Verstimmungen und Kopfschmerzen. „Typisch ist zum Beispiel, dass sich Blutdruck und Blutzucker schlechter einstellen lassen, wenn eine Schlafapnoe besteht“, sagt Malin Miksch. „Auch wenn das Problem aktuell vielleicht nicht so groß scheint, ist es uns wichtig, über die negativen Folgen aufzuklären und über Therapien zu informieren.“ In seltenen Fällen tritt die Atmungsstörung bereits bei Kindern auf. Hauptursache sind bei ihnen vor allem vergrößerte Mandeln oder Polypen, aber auch Übergewicht spielt eine Rolle. Polysomnografie gibt Auskunft Im Schlaflabor der Erlanger HNO-Klinik kann die Diagnose „obstruktive Schlafapnoe“ gesichert werden. Die sogenannte Polysomnografie zeichnet verschiedene Parameter auf, u. a. die Atembewegungen während des Schlafens, Atemfluss und -aussetzer und den Sauerstoff im Blut. „Bei manchen sinkt die Sauerstoffsättigung bis auf 70 Prozent“, sagt Dr. Miksch. „Sie sollte im Schlaf aber nicht unter 90 Prozent fallen.“ Mittels aufgeklebter Elektroden wird ein EKG abgeleitet und die Gehirnaktivität gemessen, denn diese gibt Auskunft über das jeweilige Schlafstadium, in dem sich jemand befindet. Auch Bewegungen der Bein- und Kinnmuskulatur sowie der Augen werden erfasst, außerdem Schnarchgeräusche. „Oft denken unsere Patientinnen und Patienten, dass sie so verkabelt nicht gut schlafen können und dass das Ergebnis vielleicht nicht repräsentativ ist“, sagt Malin Miksch. „Es klappt dann aber doch meist besser als gedacht – auch dank unserer Messassistentinnen und -assistenten, die die ganze Nacht vor Ort sind“, beruhigt sie. Bestätigt sich der Verdacht auf eine obstruktive Schlafapnoe, gibt es zunächst eine gute Nachricht: Da die schlafbezogenen Atemaussetzer häufig mit Adipositas zusammenhängen, kann eine Gewichtsreduktion Wunder wirken: „10 Prozent weniger Körpergewicht führen zu 50 Prozent weniger Atemaussetzern“, betont Dr. Miksch. → 10 Prozent weniger Körpergewicht führen zu 50 Prozent weniger Atemaussetzern. Dr. Malin Miksch

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