Gesundheit erlangen - Winter 2023/24

Das kostenlose Magazin des Uniklinikums Erlangen | www.gesundheit-erlangen.com | Winter 2023/24 Viel Raum zum Üben Wie Medizinstudierende an Modellen trainieren Zyklus-Training Wie Frauen richtig Sport treiben Pilgern mit Krebs Der gemeinsame Weg ist das Ziel ■ Hilfe bei Schlafstörungen ■ Therapie der obstruktiven Schlafapnoe ■ Restless Legs zur Ruhe bringen Besser schlafen Teil 4 unserer Sportserie: Balance und Koordination

Fühlen Sie sich überfordert? Wir sind für Sie da. Vertraulich. Menschlich. Qualifiziert. Sprechen Sie mit uns: Krisendienst Oberfranken www.krisendienste.bayern/oberfranken kostenfrei

| 3 … oder heute wieder die Erste an der Kaffeemaschine? Hin und wieder nicht genug Schlaf zu bekommen, ist normal und kaum vermeidbar. Wer sich aber schon mal mehrere Nächte lang wach im Bett hin und her gewälzt hat, weiß, wie belastend das sein kann. Ich kenne Menschen, die wegen ihrer Schlafstörungen der Verzweiflung nahe waren. Schon das Schlafen in den eigenen vier Wänden war für sie wochenlang unmöglich – ganz zu schweigen von einer Übernachtung außer Haus oder gar im selben Raum mit anderen Personen. Auf der anderen Seite gibt es da diese faszinierenden menschlichen Geschöpfe, die ihrem Schlafbedürfnis in gefühlt jeder Situation nachgeben können: im schnarchenden Bettenlager einer Berghütte genauso wie am Flughafen-Gate oder – mit an den Vordersitz gelehntem Kopf – im schaukelnden Reisebus mit PartyHits-Beschallung. Seine „Schlafbatterien“ auf diese Weise wieder aufzuladen, klingt erst einmal vernünftig. Wird das Nickerchen zwischendurch aber zur absoluten Notwendigkeit, darf man es kritisch hinterfragen. In Japan etwa ist der Powernap zum Volkssport einer völlig übermüdeten Nation geworden: Die Hälfte der berufstätigen Japanerinnen und Japaner schläft weniger als sechs Stunden pro Nacht. Tagsüber sind die Menschen dann so müde, dass sie jeden Ort für ein Schläfchen nutzen: die U-Bahn, den Konferenztisch, das Na, ausgeschlafen? Editorial Chefredakteurin von „Gesundheit erlangen“ Großraumbüro oder das Restaurant. Inemuri heißt das japanische Nickerchen in aller Öffentlichkeit. Wer das ausübt, zeigt, dass er ansonsten hart und lange arbeitet und stolz darauf ist, wenig Nachtschlaf zu brauchen. Doch der permanente Schlafentzug hat seinen Preis und erhöht unter anderem das Risiko für psychische Erkrankungen. Die Schlaf-Expertinnen und Experten der Psychiatrie und der HNO-Klinik des Uniklinikums Erlangen erklären in dieser Ausgabe, was die Nachtruhe behindert und welche Therapien und eigenen Maßnahmen unsere Schlafqualität wieder verbessern können. Schnarchen Sie laut? Halten Sie nachts die Luft an, ohne es zu merken? Haben Sie oft Albträume oder zucken und kribbeln Ihre Beine? Dann werden Sie auf den folgenden Seiten hilfreiche Informationen und Anregungen finden. Denn: Erholsame Nächte müssen kein Traum bleiben. Kommen Sie gesund durch die Wintertage und ruhig durch die dazugehörigen Nächte. Ihre Gemeinsam unterwegs Krebs und lange Wanderungen schließen sich nicht aus. Dass beides vereinbar ist, zeigt unser Artikel auf S. 38. Darin berichten drei Patientinnen von ihren heilsamen Erfahrungen mit dem Pilgern.

4 | Themen dieser Ausgabe ZYKLUS-TRAINING Frauen sollten anders trainieren als Männer. Wann Sportlerinnen am besten Muskeln aufbauen und wann Zeit ist für Regeneration, gibt der weibliche Zyklus vor. SCHLAFMEDIZIN Eine sichere „Höhle“ – ruhig, kühl und dunkel – lässt uns in süße Träume versinken. Doch manchmal ist Expertenhilfe gefragt. 3 Editorial NEUES AUS DEM UNIKLINIKUM 6 Zwei Kliniken unter neuer Führung Neue, kostenlose CityLinie zum Uniklinikum 7 Vollautomatische Medikamentenversorgung 20-jähriges Jubiläum im Rettungsdienst TITEL 8 Guten Abend, gut’ Nacht ... Hilfe bei Schlafstörungen 12 Eine Frau – 33 Atemstillstände Therapie der obstruktiven Schlafapnoe 16 Munter bin ich, ohne Ruh 10 Tipps für erholsameren Schlaf 20 Unruhige Beine Was beruhigt Restless Legs? FEATURE 22 Viel Raum zum Üben Ein Besuch im Skills Lab PERLE MEDIZIN 28 Medien Alles rund ums Schlafen 30 Sprechstunde Power in Phasen 34 Schmutzig ist nicht besser Die Hygiene-Hypothese wankt 35 100. Patient erhält CAR-T-Zellen Neue Therapie macht Hoffnung 36 Mittel der Wahl Nasenspray 37 Kleine Sp(r)itze – Kolumne Sie schlafen überdurchschnittlich schlecht! 38 Ein Schritt nach dem anderen Pilgern mit neuroendokrinem Tumor 30 8–21

| 5 Themen dieser Ausgabe Video Weiterführende Informationen Kontaktaufnahme Persönlicher Kontakt zur Redaktion MENSCHEN 42 Zwei Seiten von Assistenzärztin Dr. Malin Miksch 44 Meine Gesundheit Mikrobiologe Prof. Dr. Christian Bogdan ERNÄHRUNG 46 Willkommen, Winterspargel! Wie Schwarzwurzel leicht und lecker gelingt 48 Wohltuende Wärme Gesunde Winterdrinks KOPFSACHE 50 „Trotz ist nicht behandlungsbedürftig“ Was brauchen Kinder, um gesund und glücklich zu sein? ERFORSCHT UND ENTDECKT 45 Mako-Roboter: Sprint in die Zukunft 55 Angebot für Kinder krebskranker Eltern AKTIV LEBEN 56 Balance, Baby! Training für Gleichgewicht und Koordination ZUM SCHLUSS 60 Stars auf Station 61 Rätsel | Gewinnspiel 62 Vorschau | Impressum PILGERN MIT NET Zweimal pro Jahr begibt sich eine kleine Gruppe von Menschen auf einen Pilgerweg im Teutoburger Wald. Ihre Gemeinsamkeit: Sie alle haben einen seltenen Tumor. SCHON MAL BLUT GENOMMEN? Bevor es ernst wird, üben Medizinstudierende und Pflege-Azubis erst einmal an Modellen und an Simulationspersonen, die ihre Beschwerden nur spielen. 22 38 Teil 4 unserer Sportserie

6 | Neues aus dem Uniklinikum Prof. Dr. Oliver Dewald ist seit Oktober 2023 neuer Direktor der Herzchirurgischen Klinik des Uniklinikums Erlangen. Er löste damit seinen Vorgänger Prof. Dr. Michael Weyand ab. Im Juni 2022 hatte Prof. Dewald bereits die Leitung der Kinderherzchirurgischen Abteilung des Uniklinikums Erlangen übernommen. Nun will er Kinder- und Erwachsenenherzchirurgie unter einem Dach zusammenführen. Seinen wissenschaftlichen Fokus legt Oliver Dewald u. a. auf Entzündungsreaktionen und die komplexe Reaktion des Herzens auf verschiedene Stressoren, etwa eine Operation. Ebenfalls im Oktober 2023 trat Prof. Dr. Oliver Schnell die Nachfolge von Prof. Dr. Michael Buchfelder als Direktor der Neurochirurgischen Klinik des Uniklinikums Erlangen an. Klinischer und wissenschaftlicher SchwerDie bisherige KlinikLinie zwischen Erlanger Busbahnhof und Uniklinikum wird zum Fahrplanwechsel am 10.12.2023 zur CityLinie: Insgesamt sieben barrierefreie Elektrobusse verkehren dann von Montag bis Prof. Dewald vereint Herz- und Kinderherzchirurgie, Prof. Schnell leitet Neurochirurgie Zwei Kliniken unter neuer Führung Die Strecke der ehemaligen KlinikLinie wird ab 10.12.2023 verlängert Neue, kostenlose CityLinie zum Uniklinikum punkt von Prof. Schnell ist die Neuroonkologie, die sich mit der Diagnostik und der Behandlung von Hirn-, Rückenmarks- und Schädelbasistumoren bei Erwachsenen sowie bei Kindern und Jugendlichen befasst. Zuvor arbeitete Oliver Schnell am Universitätsklinikum Freiburg; dort war er stellvertretender Klinikdirektor und leitender Oberarzt in der Klinik für Neurochirurgie. Freitag zwischen 5.00 und 20.00 Uhr, am Samstag von 9.00 bis 20.00 Uhr und sonn- und feiertags von 10.00 bis 16.00 Uhr im 15-Minuten-Takt. Die CityLinie wird die neue Strecke in beide Richtungen bedienen. Sie fährt künftig vom Busbahnhof über Arcaden und Hauptbahnhof, Altstadtmarkt, Martin-Luther-Platz, Unikliniken/Maximiliansplatz, Hindenburgstraße, Marie-Therese-Gymnasium, Zollhaus, Lorlebergplatz und Krankenhausstraße wieder zurück zum Hugenottenplatz und über Hauptbahnhof und Arcaden zur Haltestelle Busbahnhof bzw. umgekehrt. Der komplette Streckenabschnitt ist ab 1.1.2024 kostenlos nutzbar; zwischen 10. und 31.12.2023 sind nur die Haltestellenbereiche kostenfrei nutzbar, die zuvor von der KlinikLinie bedient wurden. Prof. Dr. Oliver Dewald Prof. Dr. Oliver Schnell Krankenhausstr. Unikliniken/ Maximiliansplatz

| 7 Neues aus dem Uniklinikum Für noch mehr Sicherheit in der Arzneimitteltherapie hat die Apotheke des Uniklinikums Erlangen kürzlich das Unit-Dose-Konzept installiert – ein vollautomatisches Verpackungs- und Abgabesystem in der stationären Medikamentenversorgung. Mit der Einführung dieser innovativen Technologie schließt das Uniklinikum Erlangen als erstes der sechs bayerischen Uniklinika die letzte Lücke im sogenannten Closed-LoopMedication-Management, einem in sich geschlossenen digitalen Medikationsprozess. „Auf die elektronische ärztliche Verordnung eines Medikaments folgt deren pharmazeutische Plausibilitätsprüfung, etwa zu notwendigen Dosisanpassungen und zu eventuellen Wechselwirkungen oder Doppelverordnungen“, erläutert Chefapotheker Prof. Dr. Frank Dörje. Danach übernehmen am Uniklinikum Erlangen künftig die beiden neuen Unit-Dose-Automaten: Aus ihren AusUnit-Dose-System zur individuellen Arzneimittelversorgung eingeführt Vollautomatische Medikamentenversorgung Vor 20 Jahren startete ein neues System im Erlanger Rettungsdienst: Seit 2003 rückt die Notärztin bzw. der Notarzt aus der Anästhesiologischen Klinik des Uniklinikums Erlangen nicht mehr zusammen mit der weiteren Besatzung im Rettungswagen (RTW) von der Klinik zu den Einsätzen aus. Vielmehr fährt ein spezielles Einsatzfahrzeug die Notärztin bzw. den Notarzt zum RTW – das geht schneller und ist Notärztinnen und -ärzte sind seit 2003 in Notarzteinsatzfahrzeugen unterwegs 20-jähriges Jubiläum im Rettungsdienst flexibler. Das Jubiläum ist ein Grund zum Feiern, denn: Kein einziges Mal kam es in den vergangenen 20 Jahren zu einem Ausfall eines Notarztes bzw. einer Notärztin. Den Rettungsdienst bestreiten neben den Fachärztinnen und -ärzten der Erlanger Anästhesiologie die Mitarbeitenden der Notfallhilfe des Arbeiter-Samariter-Bundes und des Bayerischen Roten Kreuzes. gabeschächten kommen Kapseln, Tabletten und Dragees – unverwechselbar verpackt und etikettiert. Vor der Ausgabe an die Stationen überprüfen Apothekerinnen und Apotheker mit einem speziellen Gerät noch einmal, ob alle Kapseln und Tabletten korrekt und unversehrt abgefüllt wurden. Neben der verbesserten Arzneimitteltherapiesicherheit für Patientinnen und Patienten entlastet die neue, digital gesteuerte und automatisierte Medikamentenlogistik das Pflegepersonal auf den Stationen: Die Technik übernimmt die aufwendige Arbeit, die Medikamente täglich von Hand vorzubereiten. Nach der Evaluierung der Ergebnisse von drei Pilotstationen in der Chirurgischen Klinik und der Medizinischen Klinik 5 wird das Unit-Dose-System ab Sommer 2024 schrittweise auf alle Normalstationen des Uniklinikums Erlangen mit mehr als 1.300 Patientenbetten ausgeweitet. Der neue Unit-Dose-Automat (l., hier beim Befüllen) gibt pro Minute bis zu 60 Tüten aus, die alle nochmals überprüft werden (r.).

8 | Titel Wir alle kennen es: Obwohl wir von einem anstrengenden Tag erschöpft sind, fällt uns das Einschlafen schwer. Auch nach mehrmaligem Hin- und Herdrehen, Schäfchenzählen und Kissenaufschütteln will der Schlaf nicht kommen. Häufen sich die schlaflosen Nächte jedoch so sehr, dass tagsüber starke Müdigkeit auftritt und die Leistungsfähigkeit deutlich eingeschränkt ist, sprechen Fachleute von einer Schlafstörung. „Etwa 10 bis 20 Prozent der Deutschen sind von Ein- oder Durchschlafproblemen betroffen und erleben durch den Schlafmangel eine deutliche Belastung im Alltag“, sagt Prof. Dr. Johannes Kornhuber, Direktor der Psychiatrischen und Psychotherapeutischen Klinik des Uniklinikums Erlangen. Dreistufiges Screening Um herauszufinden, ob hinter einer schlechten Schlafqualität (auch) körperliche und nicht (nur) psychische Ursachen stecken, füllen alle betroffenen Patientinnen und Patienten der Erlanger Psychiatrie zunächst einen Fragebogen aus. „Wenn dabei ein bestimmtes Ergebnis herauskommt, erhalten die Betroffenen einen Sensorgurt und einen Fingerclip, die die Atmung und die Sauerstoffsättigung während des Schlafens messen“, erklärt Prof. Kornhuber. „Gibt es auch hier Auffälligkeiten, schicken wir die Personen ins SCHLAFSTÖRUNGEN Wer regelmäßig nicht ein- oder durchschlafen kann, ist tagsüber müde und abgeschlagen. Welche psychischen Ursachen möglicherweise dahinterstecken und wie sich die Schlafprobleme überwinden lassen. VON ALESSA SAILER Guten Abend, gut’ Nacht …

| 9 Titel Schlaflabor zu den Kolleginnen und Kollegen der Medizin 1 oder der HNO-Klinik. Dort lässt sich abklären, ob etwa eine Schlafapnoe vorliegt, also ob nächtliche Atemaussetzer auftreten (s. S. 12). Oft fühlen sich Apnoe-Patientinnen und -Patienten nämlich trotz ausreichend viel Schlaf nicht ausgeruht.“ Der Klinikdirektor will mit dieser Voruntersuchung vermeiden, dass Menschen (nur) psychotherapeutisch behandelt werden, obwohl das Leiden (auch) körperlich bedingt ist. „Oft treffen beide Ursachen zu – und müssen deshalb zusammen therapiert werden“, so Johannes Kornhuber. Knapp die Hälfte derjenigen, die Schlafstörungen haben, leiden an der sogenannten primären Insomnie. „Dabei entsteht ein Teufelskreis: Betroffene nehmen Stress mit ins Bett oder sind beispielsweise nervös wegen einer Präsentation am folgenden Tag. Wenn jemand dann nicht schlafen kann, ärgert sie oder er sich und denkt ‚Ich muss jetzt aber schlafen!‘. Dadurch werden die Betroffenen aber noch wacher, denken vielleicht ‚So vermassle ich es eh‘, setzen sich also unter Druck und können dann erst recht nicht einschlafen“, verdeutlicht der Psychiater. Die Folge am nächsten Tag: Müdigkeit, Erschöpfung, schlechte Konzentration und weniger soziale Aktivität. Schäfchenzählen hat ausgedient Durchbrechen lässt sich der Teufelskreis mit bestimmten Techniken. „Vielen hilft es, sich Entspannungsbilder ins Gedächtnis zu rufen, etwa einen Wohlfühlort“, sagt Prof. Kornhuber. „Einer meiner Patienten spaziert bei Schlafstörungen in Gedanken über den Golfplatz, ein anderer bereitet sein Segelboot für einen Ausflug vor. Solche Bilder beruhigen und helfen dabei, wieder in den Schlaf zu finden.“ Von Schäfchenzählen → Schlaftipps von Prof. Kornhuber ■ Priorisieren Sie den Schlaf: Sagen Sie bewusst Nein zu einer TV-Serie oder anderen Ablenkungen und gehen Sie ins Bett. ■ Störquellen ausschalten: Nutzen Sie Rollläden oder eine Augenmaske, schließen Sie ggf. das Fenster oder verwenden Sie Ohrstöpsel. ■ Stehen Sie auf, statt ewig wach zu liegen. Beschäftigung macht Sie wieder müde und Sie können einen neuen Schlafversuch starten.

10 | Titel Fortsetzung von S. 9 hingegen hält der Klinikdirektor nichts: „Das ist zu anspruchslos und langweilig. Da geraten viele wieder in eine Gedankenspirale.“ Empfehlenswerter sei es, sich Gegenstände mit einem bestimmten Anfangsbuchstaben zu überlegen und sich diese bildlich vorzustellen: Tisch, Trittleiter, Telefon, Tablett ... Das fordere den Geist, beruhige und führe so zu mehr Einschlaferfolg. Ganz wichtig ist Prof. Kornhuber, seine Patientinnen und Patienten über Schlafmythen aufzuklären: „Nicht alle Menschen brauchen acht Stunden Schlaf, viele kommen auch mit weniger gut zurecht. Im Alter nimmt die Schlafdauer natürlicherweise ab. Auch, dass der gesündeste Schlaf der vor Mitternacht ist, stimmt so nicht. Je nach Chronotyp (s. Kasten) sind manche Menschen später müde als andere. Das ist okay.“ Fast alle psychischen Störungen gehen mit Schlaf- ​problemen einher, etwa Angsterkrankungen, Depressionen und Traumata. „Dabei gilt es, die priNachts auf die Uhr zu schauen, sollten Schlaflose vermeiden. Das führt zu noch mehr Druck, einschlafen zu „müssen“. Schlafeffizienz … … ist das Verhältnis zwischen der Schlafzeit und der im Bett verbrachten Zeit. Ein Beispiel: Vier Stunden Schlaf geteilt durch acht Stunden im Bett entsprechen einer Schlafeffizienz von 50 Prozent. Ein guter Wert liegt bei über 90 Prozent. Chronotypen ■ Lerchen sind bereits im Morgen- grauen fit und leistungsfähig, ihnen fallen abends aber oft schon recht früh die Augen zu. ■ Eulen tun sich beim Aufstehen schwer, sie leiden oft unter „sozialem Jetlag“, weil sie z. B. durch frühe Arbeitszeiten gegen ihre innere Uhr ankämpfen müs- sen. Sie werden erst im Lauf des Tages produktiv und gehen später ins Bett. ■ Auch Mischtypen sind möglich. Oft verändert sich der Chronotyp auch im Laufe des Lebens.

| 11 Titel märe Erkrankung zu therapieren, um die Schlafstörungen loszuwerden“, so Johannes Kornhuber. Meist ist auch die Schlafeffizienz (s. Kasten) und/ oder die Schlafqualität niedrig. Bestimmte Medikamente können Abhilfe schaffen – etwa Antidepressiva oder Arzneien, die die Schlafphasen beeinflussen. Die als Schlafmittel bekannten Benzodiazepine hingegen empfehlen Prof. Kornhuber und sein Team nicht, da sie eine Suchtgefahr bergen. Präparate mit Melatonin, dem natürlichen Schlafhormon, unterstützen hingegen den Schlafwach-Rhythmus und sind teilweise auch rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. Böse Träume Auch wiederkehrende Albträume zählen zu den Schlafstörungen und sind zum einen medikamentös in den Griff zu bekommen, etwa durch Reduzierung der Traumschlafphasen. Zum anderen ist die Imagery Rehearsal Therapy, kurz IRT, sehr wirksam, wie Prof. Kornhuber erklärt: „Damit helfen wir Patientinnen und Patienten, ihren Albtraum gedanklich so zu verändern, dass er eine positive Wendung nimmt. Diese mentalen Bilder müssen sich Betroffene im Wachzustand immer wieder vor Augen führen, sodass sie die Szene dann auch tatsächlich im Traum umsetzen können.“ Rituale helfen Dass pflanzliche Mittel auf Basis von Melisse, Hopfen, Lavendel oder Baldrian – etwa Tees, Bäder, Kapseln oder Säfte – tatsächlich helfen, ist wissenschaftlich nicht ausreichend belegt. „Aber auch der Placeboeffekt kann schlaffördernd sein“, betont Prof. Kornhuber. Darüber hinaus helfen bestimmte Rituale vor dem Zubettgehen. „Das kann die Tasse Tee sein, das Lesen eines guten Buchs oder entspannende Musik. Hauptsache, das Gehirn weiß, dass man nun runterfahren und müde werden darf.“ Er selbst habe einen Ton auf seinem Handy aktiviert, der ihn täglich daran erinnere, nun alle Geräte wie Computer oder Smartphone auszuschalten, um sich mental aufs Schlafen vorzubereiten. Prof. Kornhuber ergänzt: „Körperliche Betätigung führt außerdem eine gesunde Müdigkeit herbei.“ Darüber hinaus empfiehlt der Klinikdirektor, Licht vor dem Zubettgehen nur gedimmt einzusetzen, damit der Körper die Möglichkeit hat, selbst Melatonin zu bilden. Schlafapps und -tracker hält der Experte grundsätzlich für nicht verkehrt: „Dadurch bekommen Menschen mit Schlafproblemen ein Gefühl für ihren Schlaf. Trotzdem darf das Messen nicht überhandnehmen. Dem Schlaf tut es nicht gut, wenn man zu viel über ihn nachdenkt.“ Apps, die Naturgeräusche abspielen oder den Nutzenden Entspannungstechniken nahebringen, seien für viele eine große Hilfe – „vor allem, während sie auf einen Therapieplatz warten“, erklärt Johannes Kornhuber. Dem Schlaf tut es nicht gut, wenn man zu viel über ihn nachdenkt. Prof. Dr. Johannes Kornhuber

12 |Titel SCHLAFAPNOE Setzt die Atmung nachts aus, beeinträchtigt das nicht nur den Schlaf, sondern auch Gesundheit und Allgemeinbefinden. Wie man der Apnoe auf die Schliche kommt und wie sie behandelt wird. VON FRANZISKA MÄNNEL Eine Frau – 33 Atemstillstände Erschlafft die Rachenmuskulatur beim Schlafen, kann das gefährliche Atempausen hervorrufen. „Didgeridoo-Therapie“ Eine Studie der Universität Zürich und der Zürcher Höhenklinik Wald aus dem Jahr 2005 zeigte, dass Didgeridoospielen die Symptome einer moderaten obstruktiven Schlafapnoe lindert. Der Grund: Das Blasinstrument trainiert den Mundboden und hält so den Rachen offen. Zur Studie: bit.ly/3tXqFVV

| 13 Titel Tief einatmen, Luft anhalten – und ab nach unten: Apnoetaucherinnen und -taucher können sehr lange unter Wasser bleiben, ohne Luft holen zu müssen. Die Besten von ihnen kommen zehn Minuten mit nur einem einzigen Atemzug aus. Während Apnoesportlerinnen und -sportler ihre Atmung willentlich pausieren, kommt es bei manchen Menschen ganz ungewollt zu Aussetzern – und zwar im Schlaf. Nächtliche Atempausen sind ein Zeichen für die sogenannte obstruktive Schlafapnoe. Auch in ihr steckt die „Apnoe“, die grundsätzlich eine längere Atempause oder einen Atemstillstand bezeichnet. „Häufig schnarchen Menschen mit dieser schlafbezogenen Atmungsstörung sehr stark. Ihre Schlafqualität ist schlecht und sie sind tagsüber müde und erschöpft“, erklärt Dr. Malin Miksch, Schlafexpertin an der Hals-Nasen-Ohren-Klinik – Kopf- und Halschirurgie des Uniklinikums Erlangen. „Setzt die Atmung länger aus, tritt eine Aufwachreaktion ein und die Betroffenen schnappen nach Luft.“ Bluthochdruck von schlechtem Schlaf? Die obstruktive Schlafapnoe ist eine Volkskrankheit. Neben Übergewicht spielt auch das zunehmende Alter eine Rolle, denn im Lauf des Lebens lässt im gesamten Körper die Muskelspannung nach – auch im Rachen. Zungengrund, Kehldeckel, weicher Gaumen und Gaumenzäpfchen fallen dadurch nach hinten und verengen die oberen Atemwege (Obstruktion = Verschluss, Einengung). Mit den schlafbezogenen Atemaussetzern gehen verschiedene Gesundheitsrisiken einher: Die Apnoe führt zu Tagesmüdigkeit und Konzentrationsproblemen, belastet Herz und Gefäße und erhöht die Wahrscheinlichkeit für Bluthochdruck, Diabetes, depressive Verstimmungen und Kopfschmerzen. „Typisch ist zum Beispiel, dass sich Blutdruck und Blutzucker schlechter einstellen lassen, wenn eine Schlafapnoe besteht“, sagt Malin Miksch. „Auch wenn das Problem aktuell vielleicht nicht so groß scheint, ist es uns wichtig, über die negativen Folgen aufzuklären und über Therapien zu informieren.“ In seltenen Fällen tritt die Atmungsstörung bereits bei Kindern auf. Hauptursache sind bei ihnen vor allem vergrößerte Mandeln oder Polypen, aber auch Übergewicht spielt eine Rolle. Polysomnografie gibt Auskunft Im Schlaflabor der Erlanger HNO-Klinik kann die Diagnose „obstruktive Schlafapnoe“ gesichert werden. Die sogenannte Polysomnografie zeichnet verschiedene Parameter auf, u. a. die Atembewegungen während des Schlafens, Atemfluss und -aussetzer und den Sauerstoff im Blut. „Bei manchen sinkt die Sauerstoffsättigung bis auf 70 Prozent“, sagt Dr. Miksch. „Sie sollte im Schlaf aber nicht unter 90 Prozent fallen.“ Mittels aufgeklebter Elektroden wird ein EKG abgeleitet und die Gehirnaktivität gemessen, denn diese gibt Auskunft über das jeweilige Schlafstadium, in dem sich jemand befindet. Auch Bewegungen der Bein- und Kinnmuskulatur sowie der Augen werden erfasst, außerdem Schnarchgeräusche. „Oft denken unsere Patientinnen und Patienten, dass sie so verkabelt nicht gut schlafen können und dass das Ergebnis vielleicht nicht repräsentativ ist“, sagt Malin Miksch. „Es klappt dann aber doch meist besser als gedacht – auch dank unserer Messassistentinnen und -assistenten, die die ganze Nacht vor Ort sind“, beruhigt sie. Bestätigt sich der Verdacht auf eine obstruktive Schlafapnoe, gibt es zunächst eine gute Nachricht: Da die schlafbezogenen Atemaussetzer häufig mit Adipositas zusammenhängen, kann eine Gewichtsreduktion Wunder wirken: „10 Prozent weniger Körpergewicht führen zu 50 Prozent weniger Atemaussetzern“, betont Dr. Miksch. → 10 Prozent weniger Körpergewicht führen zu 50 Prozent weniger Atemaussetzern. Dr. Malin Miksch

Titel 14 | Protrusionsschienen halten den Unterkiefer im Schlaf etwas weiter vorn. So bleiben die Atemwege offen. Die Schienen werden zur Behandlung von Schnarchen und/oder bei leichter bis mittelschwerer obstruktiver Schlafapnoe eingesetzt. Dr. Miksch erläutert einer Kollegin die Polysomnografie ihrer Schlaflabor-Patientin. Fortsetzung von S. 13 Von Schiene bis Maske Manche Patientinnen und Patienten kommen ganz ohne Therapie aus, nachdem sie abgenommen haben. Unterstützend hilft es, abends auf Alkohol, Zigaretten und schwere Mahlzeiten zu verzichten. Auch ein Lagepositionstraining kann eine Besserung bringen: Dazu tragen Betroffene einige Wochen lang eine spezielle Weste, die verhindert, dass sie sich im Schlaf auf den Rücken drehen. Denn in dieser Position treten Schnarchen und Atemstopps verstärkt auf. Mit der Zeit lernt der Körper um und nimmt nachts automatisch keine Rückenlage mehr ein. Spezielle Aufbissschienen verhindern zudem das Zurückfallen des Unterkiefers und damit des Weichgewebes im Rachen. Bei stärkeren Symptomen können die Patientinnen und Patienten im Erlanger Schlaflabor eine CPAPMaske (CPAP: continuous positive airway pressure) ausprobieren. Das Gerät, das über einen Schlauch mit der Maske verbunden ist, leitet mit leichtem Überdruck Luft in die oberen Atemwege. So bleiben sie offen und kollabieren nicht. „Die Maske ist der Goldstandard in der Behandlung der obstruktiven Schlafapnoe“, erklärt Dr. Miksch. „Sie ist risikofrei anwendbar und es zeigt sich ein unmittelbarer Effekt. Leider bleiben trotzdem nur zwei Drittel der Anwenderinnen und Anwender dabei“, bedauert die Ärztin. „Wir bieten den Patientinnen und Patienten deshalb engmaschige Kontrollen und Nachsorgen an. Die Maske muss optimal sitzen und perfekt eingestellt sein. Wird sie über Mund und Nase nicht toleriert, kann eine Variante probiert werden, die nur über der Nase liegt.“ Der letzte Schritt ist eine Operation. „Wir können zum Beispiel große Mandeln entfernen oder das Gaumensegel straffen“, sagt Dr. Miksch. „Bei manchen Betroffenen kommt auch die Implantation eines Zungenschrittmachers infrage, wenn alle anderen Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft wurden. Nach dem Einschalten wird der Zungennerv über eine Elektrode stimuliert, wodurch sich die Muskeln von Mundboden und Rachenraum nachts wieder anspannen.“ Viele Betroffene Die Häufigkeit der obstruktiven Schlafapnoe bei Erwachsenen liegt bei bis zu 70 Prozent. Mittelschwer bis schwer betroffen sind ca. 15 Prozent.

| 15 Titel 33 Atemstillstände Regine K. aus Baiersdorf hatte nach eigener Aussage „eigentlich keine Beschwerden“. Doch ihr Mann registrierte ihr zunehmend lautes Schnarchen in der Nacht. „Manchmal hat er mich wachgerüttelt und gesagt: Du atmest nicht mehr“, berichtet die 66-Jährige. Ihr HNO-Arzt veranlasste eine ambulante Messung, die sie mit einem kleinen Gerät selbst zu Hause durchführte: Es maß u. a. die Bewegungen des Brustkorbs, den Sauerstoff im Blut und Schnarchgeräusche. Und es registrierte 33 Atemaussetzer pro Stunde – ein extremer Wert. Regine K. meldete sich im Schlaflabor der Erlanger HNO-Klinik an, wo sie die Diagnose „obstruktive Schlafapnoe“ erhielt. „Ich dachte immer, ich bin tagsüber müde, weil ich spät ins Bett gehe. Aber jetzt zeigt sich, dass das vielleicht noch eine ganz andere Ursache hat“, berichtet die Patientin. „Gewichtszunahme und hohen Blutdruck habe ich auf das Alter und die Wechseljahre geschoben, aber auch hier kann es einen Zusammenhang mit den Atemaussetzern geben“, weiß Regine K. heute. Im Erlanger Schlaflabor durfte sie verschiedene CPAP-Masken testen. Sie ist motiviert, nun bald zu Hause mit der Therapie zu beginnen. „Dr. Miksch hat mir die Kurven aus meinen zwei Nächten im Schlaflabor gezeigt – die Werte sind mit Maske einfach viel besser.“ Malin Miksch wagt einen Ausblick: „Auch für Ihren Mann wird das leise Rauschen des CPAP-Geräts wesentlich angenehmer sein als das laute Schnarchen“, sagt sie lachend. Regine K. nimmt es sportlich: „Optisch ist die Maske kein Highlight, aber nachts ist es ja dunkel. Die zehn Prozent Gewichtsreduktion nehme ich in Angriff – das sollte doch möglich sein!“ Die Atemaussetzer bei Patientin Regine K. (l.) sind gravierend. Sie hat deshalb mit einer CPAP-Therapie begonnen. Die CPAP-Maske ist das Mittel der Wahl bei einer schwereren obstruktiven Schlafapnoe. Schlafmedizinische Sprechstunde der HNO-Klinik Telefon: 09131 85-33339 www.uker.de/hn-schlafmedizin Ratgeber zur obstruktiven Schlafapnoe bit.ly/3tSJOs2 Video: Behandlung der obstruktiven Schlafapnoe www.gesundheit-erlangen.com

16 | Titel Munter bin ich, ohne Ruh TIPPS FÜR BESSEREN SCHLAF Sechs bis acht Stunden Nachtruhe, harte oder weiche Matratze, lieber früher oder später ins Bett: Vieles ist beim Thema Schlaf sehr individuell. Hier ein paar grundlegende Ratschläge für Unruhige. VON FRANZISKA MÄNNEL Wer gut schläft, sollte gar nicht länger darüber nachdenken und sich einfach über diese Fähigkeit freuen. Allen Schlecht-Schläferinnen und -Schläfern hingegen können ein paar Regeln helfen, nachts wieder mehr Erholung zu finden. Warum das so wichtig ist? Schlafen stärkt unser Immunsystem, fördert die Zellregeneration, verankert Gelerntes und hilft uns, Erlebnisse und Emotionen zu verarbeiten. Große Künstlerinnen und Künstler hatten ihre kreativsten Ideen, während sie träumten. Wer nachts oft wach liegt, ist am Tag nicht nur müde, sondern auch unkonzentriert, häufiger gereizt und gestresst, trifft schlechtere Entscheidungen und ist schmerzempfindlicher. Dauerhafter Schlafmangel kann eine Depression begünstigen; zugleich ist schlechter Schlaf ein Begleitsymptom der Depression. Menschen mit gestörter Nachtruhe haben zudem häufiger Infekte, Diabetes und Schilddrüsenerkrankungen, Schlaganfälle und Herzinfarkte. Bei dauerhaftem Schlafentzug würden wir sterben. Ein Drittel unseres Lebens verbringen wir im Bett – es lohnt sich also, unsere Nachtruhe optimal auszukosten.

| 17 Titel Schlafen Sie, wenn möglich, tagsüber nicht, sonst kommt Ihr Schlaf-wach-Rhythmus durcheinander und der Schlafdruck nimmt ab – also das Bedürfnis, schlafen und sich erholen zu wollen. Wer sich um 17.00 Uhr noch mal eine Stunde hinlegt, ist zur Zubettgehzeit nicht so müde wie möglich und das Einschlafen gelingt schlechter. Maximal 20- bis 30-minütige Powernaps zwischendurch sind aber okay. Schlafdruck aufrechterhalten Es ist empfehlenswert, abends nicht zu spät, nicht zu schwer und nicht zu fettig zu essen. Trinken Sie, gerade bei unruhigem Schlaf, sechs bis acht Stunden vor dem Zubettgehen keinen koffeinhaltigen Kaffee mehr. Auch Tee, Cola und einige Medikamente enthalten die stimulierende Substanz. Alkohol erzeugt zwar eine vermeintliche Bettschwere, mindert aber die Schlafqualität – genau wie Nikotin. Vorsicht, Wachmacher Sich tagsüber körperlich auszupowern, am besten an der frischen Luft, macht den Kopf frei, den Körper angenehm müde und hilft so beim Ein- und Durchschlafen. Wenig trainierte Menschen sollten ihre Sporteinheit aber besser nicht direkt vor dem Zubettgehen absolvieren: Der Organismus braucht genug Zeit, um herunterzufahren. Im Schlaf arbeitet der Körper dann weiter für Sie: Er startet ein Regenerationsprogramm, das unter anderem die zuvor beanspruchten Muskeln wachsen lässt. Sport macht müde Wann jemand müde wird und ob sie oder er sechs, acht oder noch mehr Stunden Schlaf braucht, ist genetisch bedingt. Eine pauschale Empfehlung für die ideale Schlafdauer gibt es also nicht – auch wenn die Forschung zeigt, dass im Schnitt die Menschen am längsten leben, die pro Nacht ca. sieben Stunden schlafen. Während Kleinkinder ein besonders großes Schlafbedürfnis haben, weil sie permanent viele Reize verarbeiten, nimmt es mit zunehmendem Alter ab. Wie lang ist genug?

18 |Titel Egal, ob Sie vor dem Schlafen noch Tagebuch schreiben, ein paar Seiten lesen, einen Tee trinken, heiß duschen, einen Bodyscan oder eine Atemübung machen (z. B. 4 Zählzeiten einatmen, 7 Zählzeiten die Luft anhalten, 8 Zählzeiten ausatmen) – Hauptsache, dem Körper wird durch ein regelmäßiges Ritual signalisiert, dass er nun entspannen und loslassen darf. Lassen Sie sich z. B. von Ihrem Smartphone täglich an Ihre Zubettgehzeit erinnern und setzen Sie für sich eine Deadline: Wann soll Schluss sein mit E-Mails, WhatsApp-Nachrichten und To-do-Listen? Auch für das Aufstehen legen Sie im besten Fall immer dieselbe Zeit fest. Rituale und Rhythmus Das Bett ist nicht zum Arbeiten, Lernen, Fernsehen o. Ä. da. Verbannen Sie alles aus dem Schlafzimmer, was da nicht hingehört – auch elektronische Geräte wie das Smartphone. So wird der Körper automatisch auf Entspannung gepolt, wenn er diesen Raum betritt. Eine Uhr kann Stress erzeugen, da sie dazu beiträgt, den Schlaf zu „überwachen“. Hilfreicher sind Ruhe und Dunkelheit, eine nicht zu weiche Matratze mit mindestens drei Zonen, ein nackenstützendes Kissen und eine atmungsaktive Bettdecke. Die ideale Schlaftemperatur liegt bei 16 bis 18 Grad. Vor dem Zubettgehen immer gut durchlüften. Eine Schlafoase schaffen Es ist normal, nachts hin und wieder aufzuwachen, denn wir durchlaufen unterschiedliche Schlafphasen, in denen wir mehr oder weniger tief schlummern. Sie können sich dabei denken: „Das kommt vor. Bis ich wieder einschlafe, höre ich einfach mein Hörbuch weiter.“ Oder: „Das ist nicht normal, ich habe eine Schlafstörung. Nur noch drei Stunden bis zum Weckerklingeln – ich muss sofort schlafen!“ Variante zwei funktioniert ziemlich sicher nicht. Denn: Schlaf kommt über uns, wir können ihn nicht erzwingen. Eine Schlafstörung (Insomnie) liegt erst dann vor, wenn Sie mindestens einen Monat lang Ein- und/oder Durchschlafprobleme haben, die sich erheblich auf die Leistungsfähigkeit und das Befinden am nächsten Tag auswirken. Angst vor der Schlaflosigkeit

| 19 Titel Sprechstunde für Schlafstörungen der Psychiatrie Telefon: 09131 85-34597 www.uker.de/ps-schlaf Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin Ratgeber bei Schlafstörungen (bei Älteren, Frauen, Kindern, im Schichtdienst etc.) www.dgsm.de Als natürlicher Taktgeber reguliert das Tageslicht unsere Schlaf- und Wachphasen, indem es die Produktion des Schlafhormons Melatonin ankurbelt bzw. drosselt. Doch durch Schichtarbeit, Flugreisen, die Zeitumstellung, Bildschirm- oder anderes Licht mitten in der Nacht geraten wir aus dem Takt. Innere und äußere Uhr ticken dann unterschiedlich schnell. Auf Dauer kann das zu Schlafstörungen und gesundheitlichen Problemen führen. Tipp: So gut es geht, für Regelmäßigkeit sorgen, tagsüber draußen bewegen, das Morgenlicht ins Zimmer lassen, dafür helles Licht am Abend und in der Nacht vermeiden. Im Takt des Tageslichts Bevor Sie zu Medikamenten greifen, sollten Sie sich unbedingt zuerst Ihre Gewohnheiten ansehen: Ist Ihr Schlaf-wach-Rhythmus regel- mäßig? Bewegen Sie sich ausreichend an der frischen Luft? Haben Sie Methoden, um sich abends zu entspannen? Oder scrollen Sie stattdessen stundenlang am Handy? Freiverkäufliches Melatonin, z. B. in Form von Spray oder Kapseln, kann die Nachtruhe fördern. Für andere Schlafmittel muss zunächst ein Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geführt werden (s. S. 11). Wunsch nach Wundermitteln Bringen die oben genannten Tipps keine (ausreichende) Besserung und besteht eine behandlungsbedürftige Schlafstörung, helfen Schlafmedizinerinnen und -mediziner weiter. Auslöser für unruhige Nächte sind häufig chronischer Stress, innere Unruhe oder auch bestimmte Erkrankungen. Oft sind die Betroffenen auch schon so konditioniert, dass sie ihre Schlafumgebung automatisch mit quälender Wachheit verbinden. Diese Verknüpfung wieder zu löschen, ist Ziel der kognitiven Verhaltenstherapie. Sie vermittelt hilfreiche Denk- und Verhaltensweisen sowie Entspannungstechniken. Kognitive Verhaltenstherapie

Titel 20 | Unruhige Beine RESTLESS LEGS Die Volkskrankheit raubt Millionen Menschen den Schlaf. Welche Medikamente helfen und was Betroffene selbst gegen die unruhigen Gliedmaßen tun können. INTERVIEW VON FRANZISKA MÄNNEL „Als würde mich eine fremde Macht wie eine Marionette tanzen lassen“, „Wie wenn Ameisen meine Beine entlanglaufen“, „Dieses Kribbeln und Zucken macht mich wahnsinnig!“ So beschreiben Menschen mit Restless-Legs-Syndrom (RLS) ihre Beschwerden. Zwischen vier und acht Millionen Menschen können allein in Deutschland wegen ihrer „ruhelosen Beine“ nicht einschlafen. Prof. Dr. Jürgen Winkler, Leiter der Molekular-Neurologischen Abteilung des Uniklinikums Erlangen, erläutert im Interview Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten. Herr Prof. Winkler, wie wird das Restless-Legs- Syndrom diagnositiziert? Es handelt sich um eine neurologische, schlafbezogene Bewegungsstörung, die meist von Neurologinnen und Neurologen oder von Schlafexpertinnen und -experten diagnostiziert wird. Grundsätzlich kann das RLS aber von jeder Ärztin und jedem Arzt festgestellt werden. Die Diagnose ist klinisch, das heißt, sie beruht auf den individuellen Schilderungen der oder des Betroffenen. Für die Diagnose müssen fünf wichtige Kriterien erfüllt sein. Welche sind das? Erstens besteht der Drang, die Beine zu bewegen, meist begleitet oder ausgelöst durch unangenehme Missempfindungen oder ein Unruhegefühl in den Beinen. Zweitens: Dieser Bewegungsdrang und die Missempfindungen beginnen oder verschlechtern sich bei Ruhe oder Inaktivität, zum Beispiel im Liegen oder Sitzen. Drittens: Der Drang, die Beine zu bewegen, und die Missempfindungen bessern sich durch Laufen, Gehen oder Strecken teilweise oder sogar vollständig, zumindest solange die Bewegung anhält. Viertens: Der Bewegungsdrang und die Missempfindungen treten nur abends oder nachts auf beziehungsweise verschlimmern sich am Abend oder in der Nacht. Und fünftens: Die bereits beschriebenen Symptome dürfen nicht durch andere medizinische Ursachen erklärbar sein, zum Beispiel durch Beinödeme, Gelenkentzündungen oder Beinkrämpfe. Wann und bei wem tritt ein RLS üblicherweise auf? Patentinnen und Patienten erkranken meist ab dem 50. Lebensjahr. Ein RLS kann aber auch schon früher auftreten. Still sitzen unmöglich Restless Legs können Betroffene manchmal auch tagsüber sehr stören, z. B. beim Sitzen im Auto oder im Kino.

| 21 Titel Ist die Ursache der Erkrankung bekannt? Nein, die genaue Ursache des RLS ist bisher nicht vollständig geklärt. Es handelt sich um eine multifaktorielle Erkrankung, bei der der Nervenbotenstoff Dopamin und der Eisenstoffwechsel eine sehr wichtige Rolle spielen. Wann sollte eine Therapie erfolgen? Das RLS ist mit einer Häufigkeit von fünf bis zehn Prozent in der Bevölkerung eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen in Westeuropa und in den USA. Das Syndrom sollte behandelt werden, wenn Lebens- und Schlafqualität durch den Bewegungsdrang der Beine, durch Schmerzen, Schlaflosigkeit und Tagesmüdigkeit stark beeinträchtigt sind. Wie kann ein RLS behandelt werden? Vor Beginn einer medikamentösen Therapie sollten erst einmal begleitende Grunderkrankungen identifiziert werden. Wir sehen nämlich eine Verbesserung der RLS-Symptome, wenn andere neurologische oder internistische Erkrankungen mitbehandelt werden. Für die Therapie des RLS nutzen wir Eisenpräparate, Substanzen, die das Dopaminsystem stimulieren, und bei ausgeprägter Symptomatik auch Opioide – also starke Schmerzmittel. Grundsätzlich gilt aber: so wenig Medikamente wie möglich. Gibt es Restless Legs auch schon bei Kindern? Ja, aber seltener. Oft wird es als „Wachstumsschmerz“ fehlinterpretiert. Haben die Eltern ein RLS, lässt es sich mit höherer Wahrscheinlichkeit auch bei ihren Kindern beobachten. Restless Legs haben einen großen Einfluss auf das Verhalten von Kindern und Jugendlichen, auf schulische Leistungen, den Schlaf, die Stimmung und andere Faktoren. Es werden die gleichen Diagnosekriterien angewandt wie bei Erwachsenen. Wichtig ist: Medikamente, die im Kindesalter verschrieben werden, können RLS-Symptome auslösen. Behandelt werden Kinder und Jugendliche mit RLS meist mit Eisentabletten. Eine Medikation, die auf das Dopaminsystem wirkt, sollte nur in Einzelfällen gegeben werden. Was können Betroffene selbst tun? Neben Bewegung ist vor allem eine gute Schlafhygiene effektiv. Sie umfasst zum Beispiel eine ausreichend niedrige Raumtemperatur, eine angenehme Verdunklung und kein Fernsehen im Schlafzimmer. Akupunktur, Kompression, Eistherapie oder pflanzliche Arzneimittel können derzeit nicht empfohlen werden. Helfen Massagen oder andere durchblutungsfördernde Maßnahmen? Aktuelle klinische Studien liefern keine Belege dafür, dass diese Maßnahmen einen Nutzen haben. Es gibt aber immer mehr Hinweise darauf, dass sich Entspannung und Bewegung zu Beginn und in der Mitte des Tages positiv auswirken können, zum Beispiel Yoga und Radfahren. Spezialambulanz für Bewegungsstörungen (Erwachsene) Telefon: 09131 85-34455

22 | Feature Nina Schönhals übt am Modell das richtige Abhören des Herzens: „Am ERB-Punkt lassen sich alle vier Herzklappen gleich gut abhören. Auffällige Herzgeräusche sind hier am besten wahrzunehmen.“

| 23 Feature Viel Raum zum Üben Gebannt blickt die Medizinstudentin auf die schwarz-weiße Mondlandschaft auf dem Monitor des Ultraschallgeräts. „Wo ist denn jetzt die Hohlvene“, murmelt sie ratlos vor sich hin. Immer wieder fährt ihre rechte Hand mit dem Schallkopf über die Bauchdecke der Kommilitonin auf der Liege neben ihr, die fasziniert die eigene Organlandschaft betrachtet. „Einmal komplett die Leber schallen“, heißt die Arbeitsaufgabe im zweieinhalbstündigen Praxiskurs „Sonografie für Anfänger/-innen“, der an diesem Abend erstmals im Skills Lab PERLE des Uniklinikums Erlangen angeboten wird. Von Nähen bis Röntgen PERLE steht für „Praxis Erfahren und Lernen“: Medizinstudierende finden in dem medizinischen Trainingszentrum ab dem ersten Semester vom chirurgischen Nahtkurs über körperliche Untersuchungen aller Art bis hin zur Auswertung von Röntgenbildern ein vielfältiges Angebot an praktischen Anwendungen. „Seit 2015 bieten wir zusätzlich Kurse im curricularen Rahmen der klinischen Praktika an“, berichtet Dr. Anita Schmidt, seit 2012 ärztliche Leiterin der PERLE. Sie war es auch, die vor 18 Jahren die Initialzündung dafür gab, das Praxiskonzept einzuführen. Spannend daran ist: Viele Kurse laufen über die Methode des kooperativen Lernens mit Tutorinnen und Tutoren – „Tutories“, wie Dr. Schmidt sie gendergerecht nennt: Medizinstudierende ab dem fünften Semester, die die meisten PERLE-Kurse leiten und inhaltlich konzipieren. Den neuen Sonografiekurs haben Katharina Kramer → PRAXISTRAINING Neben medizinischem Wissen benötigen angehende Ärztinnen und Ärzte auch viele praktische Fertigkeiten. Um die zu schulen, nutzen Medizinstudierende am Uniklinikum Erlangen das Übungszentrum PERLE und ein spannendes Lehrkonzept. VON KERSTIN BÖNISCH

24 | Feature Im Sonografiekurs schallen sich die Teilnehmenden gegenseitig: Auch PERLE-Leiterin Dr. Anita Schmidt (vorne) übernimmt für die Praxiskurse regelmäßig die Rolle als Übungsobjekt. Arbeiten seit vielen Jahren eng zusammen: PERLE- Leiterin Dr. Anita Schmidt (l.) und SimPatiK-Leiterin Veronika Dannhardt-Thiem. Fortsetzung von S. 23 und Max Ploss entwickelt. „Ihr erlebt heute Abend unsere Premiere“, erklärt die Tutorin lachend. „Zuvor werden die Inhalte der Kurse fachärztlich geprüft und im Anschluss evaluiert“, erläutert Anita Schmidt, die aktuell 42 Medizinstudierende als Tutories koordiniert. „Die PERLE ist meine Herzensangelegenheit“, sagt sie. „Nimm mehr Gel, dann ist das Bild klarer“, hilft Tutorin Hannah Kaletta der ratlosen Studentin vor dem Monitor. Unter ihren ermunternden Hinweisen setzt die junge Frau den Schallkopf neu auf dem Bauch ihrer Kommilitonin an. „Der weiße Nubbel muss nach vorne zeigen, dann hältst du ihn richtig“, empfiehlt die Tutorin und korrigiert vorsichtig die Ausrichtung des Schallkopfes. „Ist das cool. Jetzt sehe ich den Leberstern auch“, ertönt prompt das erleichterte Feedback. „Schallen lernt ihr am besten beim Schallen“, erklärt Hannah den anwesenden Studierenden. „Deshalb nutzt jede Gelegenheit, einen Schallkopf in die Hand zu nehmen.“ Hohe Nachfrage Waren es 2012 gerade mal 15 verschiedene Praxiskurse, die Medizinstudierende im Trainingszentrum besuchen konnten, ist deren Anzahl im Wintersemester 2023/24 auf 112 gestiegen. Zusätzlich öffnet die PERLE ihre Räume regelmäßig für ein „Freies Üben“. Auch das „Freie Schallen“ wird angeboten. „Wir orientieren uns am Bedarf der Studierenden“, erklärt Dr. Schmidt. „Vor jedem Semester gibt es ein dreitägiges Arbeitstreffen für die Tutories; während des Semesters besprechen wir uns alle drei Wochen.“ Neu dabei als Tutorin im PERLE-Team ist Nina Schönhals. Die 21-Jährige studiert Medizin im sechsten Semester und nahm bereits an mehreren PERLE-Kursen teil: „Vor allem das Ausprobieren praktischer Fertigkeiten hat mich weitergebracht – zum Beispiel das chirurgische Nähen. Diese wertvollen Erfahrungen möchte ich anderen Studierenden auch mitgeben, zumal wir Tutories vom Vorbereiten eines Kurses auch selbst profitieren.“

| 25 Feature Das erste Mal Blutabnehmen: Hannah Kaletta (l.) erklärt und der Übungsarm nimmt es nicht übel, wenn die Vene nicht auf Anhieb richtig getroffen wird. Trainieren auf zwei Etagen Geübt wird in den großen Praxisräumen des Skills Labs, das nach diversen Umzügen im Mai 2023 mit einer Fläche von etwa 200 Quadratmetern einen dauerhaften Standort im Erdgeschoss des Alten Universitätskrankenhauses in der Krankenhausstraße 12 gefunden hat. Trainiert wird meistens nicht aneinander wie beim Ultraschall, sondern an Übungsmaterialien aller Art: Oberkörpermodellen, die dabei helfen, Herz und Lunge abzuhören, urologischen Modellen, an denen das korrekte Abtasten der Prostata geübt werden kann, oder an künstlichen Armen und Händen, die auf schmalen Tischen darauf warten, dass an ihnen Blut abgenommen oder ein Zugang gelegt wird. „Bei uns ist alles auf Rollen oder in großen Koffern verstaut, damit wir schnell überall Übungsszenarien aufbauen können“, erläutert Anita Schmidt und tätschelt den Kunststoffarm einer lebensgroßen Übungspuppe, die den Namen Harvey trägt. Der neue Sonografiekurs findet übrigens nicht direkt in der PERLE statt, sondern ein Stockwerk höher, im SimPatiK. Hinter der Abkürzung verbirgt sich das vor sechs Jahren eröffnete Simulationspersonenkrankenhaus der FriedrichAlexander-Universität Erlangen-Nürnberg, das ebenfalls Teil des Skills Labs PERLE ist: vier Lehr- und Lernräume inklusive zweier vollständig ausgestatteter Simulationskrankenzimmer. SimPatiK-Leiterin Veronika Dannhardt-Thiem arbeitete selbst viele Jahre als Pflegefachkraft am Uniklinikum Erlangen, bevor sie sich zur Lehrkraft weiterqualifizierte und anschließend ein Psychologiestudium mit Masterabschluss absolvierte. „Für mich ist diese Aufgabe ideal, weil ich viel Praxiswissen mitbringe. Mit einem umfassenden Training bereite ich die Simulationspersonen auf ihre Rolle als Patientinnen und Patienten vor“, erklärt sie. „Dabei lernen sie, die Symptome, Beschwerden und Gefühle von kranken Menschen und deren Angehörigen authentisch darzustellen. Zusätzlich werden sie darin geschult, den Studierenden ein professionelles Feedback zu geben.“ Mit Dr. Schmidt arbeitet die SimPatiK-Leiterin eng zusammen und begleitet u. a. die Schulung der PERLE-Tutories. → Die Aufgaben als PERLE-Tutorin sind unglaublich vielfältig und bringen mir selbst so viel fachlichen Mehrwert. Hannah Kaletta

26 | Medizin Fortsetzung von S. 25 Nachts im Skills Lab Jedes Jahr im November herrscht eine Nacht lang Ausnahmezustand in der PERLE: Dann nämlich treffen sich 24 Medizinstudierende mit bestandenem Staatsexamen und 24 Pflegefachkräfte im dritten Ausbildungsjahr zur Skills Night – einer Simulationsnachtschicht, in der sie bis in den frühen Morgen miteinander üben, verschiedene Notfallszenarien zu bewältigen. „Die funktionierende Zusammenarbeit der verschiedenen Berufsgruppen ist im Klinikalltag stets notwendig und sollte schon während der Ausbildung intensiv trainiert werden“, betont Dr. Schmidt. „Schon seit 2002 bieten wir deshalb interprofessionelle Kurse wie ‚Versorgung von Menschen mit chronischen Wunden‘ oder ‚Anamnese und Übergabe‘ an.“ Wertvolle Erfahrung Nathaly Escalante Chona und Benedikt Neuwirth arbeiten seit Oktober 2023 als Pflegefachkräfte in verschiedenen Bereichen der Neurologischen Klinik des Uniklinikums Erlangen. In ihrer Ausbildung nahmen sie am interprofessionellen PERLEKurs zur Versorgung chronischer Wunden teil und waren auch bei der Skills Night 2022 dabei. „Ich war völlig beeindruckt, mit wie viel Professionalität und praktischer Kompetenz die Studierenden in Notfallsimulationen reagieren konnten. Als wir noch gar nicht wussten, was zu tun ist, haben sie schon reagiert“, zeigt sich Benedikt Neuwirth immer noch begeistert. Auch seine Kollegin Nathaly Escalante Chona nahm von dem interprofessionellen Miteinander wertvolle Erfahrungen mit: „Wir konnten im Kurs ‚Versorgung von Menschen mit chronischen Wunden‘ unglaublich gut voneinander lernen: Bei praktischen Übungen wie dem Strümpfe aus und Hosenbeine hochgekrempelt: Das Wickeln von Verbänden üben die Teilnehmenden der PERLE-Kurse gegenseitig an realen Beinen. Eine Tätigkeit als Simulationspatientin oder -patient „Simulationspatientinnen und -patienten, die Erkrankungen und Beschwerden darstellen, sind für uns sehr wichtig und werden inzwischen auch oft bei Prüfungen eingesetzt, weil sie Medizinstudierende in eine reale Behandlungssituation versetzen“, sagt SimPatiK-Leiterin Veronika Dannhardt-Thiem. Mehr als 50 Freiwillige zwischen 18 und 80 Jahren schult und koordiniert sie aktuell. Die Simulationspersonen können auch die Angehörigenpers- pektive einnehmen; sie geben den Studie- renden ein professionelles Feedback und damit wertvolle Hinweise zum Umgang mit ihren künftigen Patientinnen und Patienten. Wer Interesse hat, Simulationspatientin oder -patient zu werden (die Vergütung erfolgt auf Honorarbasis), kann Veronika Dannhardt-Thiem kontaktieren unter Tel.: 09131 85-47781 oder per E-Mail: veronika.dannhardt-thiem@uk-erlangen.de Feature

Medizin | 27 Video: Praxistraining in der PERLE www.gesundheit-erlangen.com Begeistert von den interprofessionellen Angeboten der PERLE: die beiden Pflegefachkräfte Benedikt Neuwirth und Nathaly Escalante Chona mit Übungspuppe Harvey. Umwickeln der Beine hatten zum Beispiel wir Pflegefachkräfte mehr Erfahrung und konnten Tipps geben. Dafür zeigten uns die Studierenden spezielle Drainagevarianten wie den Vakuumverband.“ Auch Medizinstudentin Nina Schönhals war beim Kurs dabei und bestätigt die Eindrücke: „Ich war total beeindruckt, wie viel Spezialwissen schon Pflegeazubis etwa zum Druckgeschwür Dekubitus einbringen konnten; das Thema wird im Studium nur am Rand behandelt. Bei den Übungen zeigten sie uns, wo wir am besten die Finger auflegen oder noch einmal nachziehen können, damit der Verband korrekt sitzt.“ PERLELeiterin Anita Schmidt greift solche Rückmeldungen dankbar auf: „Wir arbeiten ständig daran, unser Kursangebot auszubauen und vor allem auch interprofessionelle Themen zusätzlich aufzunehmen, damit auch das Miteinander der verschiedenen Berufsgruppen von Anfang an praxisnah geübt werden kann.“ Habichtstraße 14 und 14a 91056 Erlangen Tel.: +49 9131 309 951 www.diakoneo.de • vollstationäre Pflege für 137 Menschen • beschützender Wohnbereich für Menschen mit Demenz • Kurzzeitpflege • 25 barrierefreie Wohnungen mit Balkon • vielfältige Serviceleistungen • zertifiziert durch PallCert Europe GmbH im Bereich Hospiz- und Palliativversorgung Wir bilden aus! Anzeige Feature

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