Gesundheit erlangen - Winter 2023/24

| 35 Medizin Zelluläre Immuntherapie gegen Systemische Sklerose verabreicht Stefan K. ist der 100. Patient, der im September 2023 in der Medizinischen Klinik 5 – Hämatologie und Internistische Onkologie des Uniklinikums Erlangen CAR-T-Zellen erhielt. Der 55-Jährige leidet an der Autoimmunerkrankung Sklerodermie (Systemische Sklerose) und wurde im Rahmen der klinischen PhaseI-Studie „CASTLE“ unter Leitung der Medizinischen Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie des Uniklinikums Erlangen behandelt. CAR-TZellen sind „umprogrammierte“ Immunzellen, die für Patienten wie Stefan K. in der Medizin 5 des Uniklinikums Erlangen hergestellt werden. „Es fing 2020 damit an, dass mir in der Sauna die Finger kribbelten“, berichtet Stefan K. „Dann hatte ich Schmerzen in den Füßen und meine Hände wurden dick.“ Sein Körper produziert übermäßig viel Bindegewebe an der Haut, aber auch in den inneren Organen. Das Gewebe verklebt und verhärtet, die kleinen Blutgefäße verengen sich, Muskeln und Gelenke schmerzen. Stefan K. verlor 15 Kilo, hatte eine Herzbeutelentzündung, kämpft mit starker Müdigkeit und hohen Entzündungswerten. Nach 50 Metern zu Fuß geht dem einst sportlichen Mann die Luft aus. Bei der CAR-T-Zell-Therapie handelt es sich ursprünglich um eine innovative zelluläre Immuntherapie gegen Krebs. „Wir haben 2019 die ersten Patientinnen und Patienten mit Leukämien bzw. Lymphdrüsenkrebs damit behandelt“, erklärt Prof. Dr. An- dreas Mackensen, Direktor der Medizin 5. Für die CAR-T-Zell-Herstellung werden den Erkrankten zunächst eigene Immunzellen entnommen und mit 100. Patient erhält CAR-T-Zellen dem chimären Antigenrezeptor (CAR) ausgestattet. Die umprogrammierten T-Zellen bekommt die oder der Betroffene dann zurück. Autoimmunerkrankungen sind ein neues Anwendungsfeld von CAR-T-Zellen, denn diese attackieren nicht nur bösartige Krebszellen, sondern auch fehlgeleitete Immunzellen, die Autoantikörper produzieren, die sich gegen den eigenen Körper richten. Anfang 2021 setzten die Erlanger Forschenden CAR-T-Zellen erstmals weltweit erfolgreich gegen die Autoimmunerkrankung Systemischer Lupus Erythematodes ein. Sie hoffen deshalb, dass sich auch die Krankheit von Stefan K. aufhalten lässt. Es können Wochen bis Monate vergehen, bis sich bei ihm spürbare gesundheitliche Veränderungen einstellen. Patient Stefan K. wird gemeinsam von den Teams um die Klinikdirektoren Prof. Dr. med. univ. Georg Schett (r., Medizin 3) und Prof. Dr. Andreas Mackensen (Medizin 5) betreut.

RkJQdWJsaXNoZXIy ODIyMTAw