Gesundheit erlangen - Winter 2023/24

Titel 20 | Unruhige Beine RESTLESS LEGS Die Volkskrankheit raubt Millionen Menschen den Schlaf. Welche Medikamente helfen und was Betroffene selbst gegen die unruhigen Gliedmaßen tun können. INTERVIEW VON FRANZISKA MÄNNEL „Als würde mich eine fremde Macht wie eine Marionette tanzen lassen“, „Wie wenn Ameisen meine Beine entlanglaufen“, „Dieses Kribbeln und Zucken macht mich wahnsinnig!“ So beschreiben Menschen mit Restless-Legs-Syndrom (RLS) ihre Beschwerden. Zwischen vier und acht Millionen Menschen können allein in Deutschland wegen ihrer „ruhelosen Beine“ nicht einschlafen. Prof. Dr. Jürgen Winkler, Leiter der Molekular-Neurologischen Abteilung des Uniklinikums Erlangen, erläutert im Interview Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten. Herr Prof. Winkler, wie wird das Restless-Legs- Syndrom diagnositiziert? Es handelt sich um eine neurologische, schlafbezogene Bewegungsstörung, die meist von Neurologinnen und Neurologen oder von Schlafexpertinnen und -experten diagnostiziert wird. Grundsätzlich kann das RLS aber von jeder Ärztin und jedem Arzt festgestellt werden. Die Diagnose ist klinisch, das heißt, sie beruht auf den individuellen Schilderungen der oder des Betroffenen. Für die Diagnose müssen fünf wichtige Kriterien erfüllt sein. Welche sind das? Erstens besteht der Drang, die Beine zu bewegen, meist begleitet oder ausgelöst durch unangenehme Missempfindungen oder ein Unruhegefühl in den Beinen. Zweitens: Dieser Bewegungsdrang und die Missempfindungen beginnen oder verschlechtern sich bei Ruhe oder Inaktivität, zum Beispiel im Liegen oder Sitzen. Drittens: Der Drang, die Beine zu bewegen, und die Missempfindungen bessern sich durch Laufen, Gehen oder Strecken teilweise oder sogar vollständig, zumindest solange die Bewegung anhält. Viertens: Der Bewegungsdrang und die Missempfindungen treten nur abends oder nachts auf beziehungsweise verschlimmern sich am Abend oder in der Nacht. Und fünftens: Die bereits beschriebenen Symptome dürfen nicht durch andere medizinische Ursachen erklärbar sein, zum Beispiel durch Beinödeme, Gelenkentzündungen oder Beinkrämpfe. Wann und bei wem tritt ein RLS üblicherweise auf? Patentinnen und Patienten erkranken meist ab dem 50. Lebensjahr. Ein RLS kann aber auch schon früher auftreten. Still sitzen unmöglich Restless Legs können Betroffene manchmal auch tagsüber sehr stören, z. B. beim Sitzen im Auto oder im Kino.

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